Es war einmal ...
irgendwann vor langer Zeit. Ein kleiner Junge lag auf einer bunten Wiese. Weiße Wolken zogen am blauen Himmel und das Konzert unzähliger Bienen, Grashüpfer und Hummeln verzauberten ihn. Da trat eine kleine Fliege auf ihn zu, bereitete ihre Arme aus und zeigte auf die bunte Pracht. „Weißt Du, warum all die Blumen, Blätter und Grashalme so bunt und sauber aussehen?“, fragte sie ihn. Der Junge schüttelte verneinend seinen Kopf. Da verriet sie es ihm. Summend landete sie daraufhin auf einen Grashalm, streckte ihren Rüssel heraus und tupfte und saugte ihn von oben bis unten sauber. „Sieht Du, so machen wir dass, überall, auch im Getreide, bei Bäumen und Tieren, überall.“ Da staunte der Junge und sah sich um. Tatsächlich, überall entdeckte er nun, wie alles ineinander griff und einen Sinn ergab.
Irgendwann, viele Jahre später hatte er all das vergessen. Die Fliegen nervten nur, und kein Tierlein drang mehr sprechend zu ihm durch. Staunen konnte er längst nicht mehr. Da spürte der Mann eines Tages einen kleinen Jungen in sich, ohne ihn so richtig zu sehen. Also stieg er hoch auf einen Berg und rühmte sich, wie in Kindertagen hinab ins Tal zu saußen. Da stürzte er auf sein Hinterteil und wurde mächtig durchgeschüttelt. Später begriff er, was dieser schmerzhafte Tritt seiner Mutter Erde für ihn bewirkte.
Also schaute er sich an und fragte, nach dem Sinn seines Tuns und brach mit Gewohntem. Das führte ihn durch viele Wälder, Täler und Wüsten, auch Berge waren dabei und dunkle Meere. Ihm dürstete und ihm schwitzte. Auch wurde ihm manchmal Angst, und Hoffnung schien zu schwinden. Und doch schritt er immer kraftvoller aus. Oft wusste er nicht weiter, irrte sich auch und schritt doch in Nebel und wagte Sprünge in unvertraute Gewässer. Auch zögerte er, hielt sich fest und kroch manche Strecke zurück. Traute er aber seiner Kraft, überraschten ihn himmlische Lösungen und manchmal schien ihm, er spüre etwas Göttliches ganz nah.
Oft liegt er wieder auf sommerlichen Wiesen, lauscht dem Summen und Zirpen, und versteht so manches manchmal ein bisschen besser ... so hofft er ...
Mein Narrensprung ...
Vor vielen Jahren wurde vieles in meinem Leben immer mehr als sei es wie verhext und alles bisherige war für mich einfach untauglich geworden. Ich wusste nicht mehr weiter und vieles erschien mir lieber als in diesem verwirrenden, auch angstmachenden Zustand zu verharren - und doch hielt ich lange, lange daran fest. Das war ein deutliches Zeichen, ein Wagnis einzugehen, was ich allerdings „standhaft“ nicht wahrhaben wollte.
An diesem unerträglichem Tiefpunkt angekommen, öffnete ich mich aus schierer Verzweiflung etwas Unvertrautem, unter anderem dem Schamanentum. Entgegen meiner abfälligen Haltung darüber, entschied ich mich für dieses Wagnis und begann tatsächlich nach und nach wieder lebendiger zu werden.
Entscheidend für die Bewältigung meines, mir damals als unlösbar erscheinenden Zustandes war es, zu springen, den Narrensprung zu wagen. Aber das wusste ich damals noch nicht, mich drängte es einfach dazu. Erst danach wurden mir Kräfte bewusst, wie ich sie heute heilsam u. a. in unserer schamanisch-energetischen Traumzeitpraxis wirken lasse.
Ein solcher Sprung „kann heißen, sich zu zeigen, sich zu äußern, etwas zu wagen. Manchmal vollzieht sich ein Sprung zunächst innerlich. Wenn es wirklich ein Sprung ist, dann hat er Wirkung. Springen heißt auch: absichtlich wirken.
Ein (solcher) Narrensprung ist ein Sprung, bei dem wir nicht genau wissen, wo der Sprung uns hinführt. Ein Narrensprung vertraut auf das, was wir die Stimme des Herzens nennen - er ist ein beherzter Sprung. Ein Narrensprung ist ein Sprung ins Feuer - und das Feuer wärmt und begeistert. Er ist ein Sprung ins kalte Wasser - und das Wasser belebt. Er ist ein Sprung in die Luft - und die Luft inspiriert uns, haucht uns zu. Wenn er oder sie so springt, landet ein Narr oder eine Närrin mit beiden Beinen auf dem Boden, auf der Erde.
In diesem Sinne hat ein Narr keinen Sprung in der Schüssel, ihm fehlen nicht die Tassen im Schrank. Sondern er springt für etwas, was sein Herz bewegt. Manchmal springt er erst, wenn ihm keine andere Wahl bleibt und ihm alle anderen Wege verschlossen sind. Und vielleicht ist es tatsächlich Zeit, die Tassen im Schrank auszuräumen und sie zerscheppern zu lassen!“ /D. Gilmore. "Der Clown in uns"/
(Fotos: Rolf Römer©)