Schuld

Leben ohne Wert

Der „Fliegenpilz“, fotografiert von Hendrik Heidler©

Von Hendrik Heidler

„Mein Kind ist krank, ich muss eine Entschuldigung für die Schule schreiben.“ Dieser Satz ist vielen Eltern bekannt.
Aber, kann denn ein Kind überhaupt entschuldigt werden, wenn es krank ist? Worin liegt eigentlich die Schuld, wenn es Bauchschmerzen, Fieber oder einen brennenden Hals hat? Genauso kommt uns alltäglich wie von selbst das Wort: „Entschuldigung!“ über die Lippen, obwohl wir gar nichts Böses getan haben - beispielsweise wenn wir im besten Glauben etwas sagten, was unerwartet beim Gegenüber als unangenehm aufgefasst wurde. Auch hier stellt sich die Frage, was das mit Schuld zu tun haben soll.
Aus diesem Grund mag ich das andauernde Entschuldigen gar nicht, weil es eben eine Schuld voraussetzt. Deshalb schrieb ich auch nicht: „Entschuldigung“ an die Schule, wenn eines meiner Kinder erkältet war.
Selbst in der kühlen Logik der Wirtschaft und Finanzwelt wird von Schuldnern und Gläubigern ausgegangen, genauso wie es im Grundgebet der gesamten Christenheit, dem Vaterunser heißt: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“

Es scheint demnach mehr dran zu sein, am Schuldempfinden und dem daraus folgendem schlechten Gewissen, was so viele Menschen grausam in ihren kalten Klauen hält, als nur so gedankenlos in Worten dahingesagt zu werden.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich erstaunliches. Nicht nur, wie sehr dieses schlechte Gewissen als absolut wahre Empfindung betrachtet wird, die nur bedeuten kann, tatsächlich etwas falsch gemacht zu haben, ja, ganz und gar selbst falsch zu sein. Sondern zeigt sich dabei auch, wie sehr damit eine freiwillige Fügsamkeit, Unterordnung und Selbst(auf)opferung für andere einher geht. Das wird dann als Möglichkeit zur Entschuldigung (von was auch immer) erlebt und damit als Erlösung vom schlechten Gewissen.
Hierbei zeigt sich überraschend, wie sehr die Grundannahme der Christenheit von einer Getrenntheit von Gott infolge der „Vertreibung aus dem Paradies“ durch Adam und Evas Sündenfall verinnerlicht ist. Das betrifft auch Ungläubige, die längst nichts mehr darüber wissen. Abgesehen von den Widersprüchen dieser Annahme, was das für ein Gott sei, der seine eigenen Geschöpfe ins Messer laufen lässt, wird Schuld offenbar als etwas unabänderliches, zum menschlichen Wesen gehörendes vorausgesetzt.
Andersherum betrachtet heißt das aber, dass der Mensch unvollkommen ist, gar wertlos sei. Da stellt sich natürlich eine weitere Frage, weshalb ein vollkommener Schöpfer, ein unvollkommenes Wesen erschuf? Nun gut, sei es wie es sei, das ist ein weiteres Thema.

Mir geht es darum, was diese auf Schuld und Erlösungssehnsucht beruhende Lebensweise  im ganz normalen Alltag mit sich bringt, wie ihn nahezu jeder von uns ganz persönlich erlebt.

Leistung

Da ist die Annahme, nur durch Leistung die Erlösung von vermeintlicher Selbstwertlosigkeit ermöglichen zu können. 
Weit entfernt scheint der Gedanke, auch ohne Leistungsnachweis gewollt und richtig zu sein. Viele sind überrascht von dem Gedanken, dass allein durch ihre schlichte Anwesenheit etwas anders sein könnte. Nur wer arbeitet, dürfe leben und genießen, so heißt es und wird allgemein als richtig beführwortet. Das scheint absolut wahr zu sein und doch erleben viele Menschen immer wieder auch anderes. Beispielsweise fragt wohl kein Kind die Mutter, ob sie auch genug Leistung erbracht habe, bevor es sich in ihre Arme schmiegt? Nein, ihm genügt es, dass die Mutter da ist! So erlebe ich es auch nachts, wenn unser dreijähriger Sohn „Mama“ oder „Papa“ ruft und wir antworten, das wir da sind. Und, ich bin mir gewiss, wird er wach und wir schlafen, er jedoch unser atmen und schnarchen hört, genügt ihm auch das.
Auch im Zusammenkommen von Menschen in Kreisen braucht es keine Leistung. Es genügt, wenn sie da sind. Selbst die jenigen, die kein Wort sagen, bilden den Kreis, geben ihre Präsens, um den Kreis zu erschaffen. Es braucht dazu weder gescheite Worte noch sonst welche Aktionen.

Nur ist unser heutiges Selbstverständnis ein anderes. Es wird fieberhaft überlegt, was gesagt werden kann, um sich selbst zu rechtfertigen, um Erlösung zu finden von vermeindlicher Schuld den Anderen gegenüber. Wie viele empfinden einen innerlichen Zwang, irgendetwas sagen zu müssen, nur um eine desto tiefere Leere in ihrem Kopf vorzufinden. Das wird dann als Schuld und schlechtes Gewissen empfunden, nicht zu genügen, wertlos bzw. unfähig zu sein.

Arbeit

Von der Leistung ist es nicht weit zur Arbeit. Es gibt Menschen, die nach der Kündigung trotzdem jeden Tag genau zur gleichen Zeit das Haus verlassen bzw. heimkommen, als hätten sie noch Arbeit. Sie verraten es dem Partner nicht, gekündigt zu sein und treiben sich lieber tagsüber irgendwo herum anstatt die frei gewordene Zeit für sich anzunehmen. Andere bringen sich gleich um, weil sie auch eine ganze Welt der Selbstrechtfertigung verlieren. Sie empfinden sich offenbar nur über die Erlösungsmöglichkeit der Arbeit von vermeintlicher Schuld der Faulheit als wertvoll. Damit wird das eigentliche Menschsein in seiner konkreten Sinnlichkeit abgewertet und stattdessen an Besitz, Arbeit und finanziellem Reichtum gebunden. Geht dies verloren, wird Schuld und schlechtes Gewissen empfunden, heißt es gar: „Selber schuld!“. 
Selbstwert wird daher überraschend in lustloser Tätigkeit gefunden, weil über deren Ausübung bzw. der Entlohnung dafür, das Empfinden von Lust nicht mehr über sinnliche Wahrnehmungen erlebt wird, sondern über den Besitz, zum Beispiel von Geld oder Arbeitsplatz. Fehlt dies, zeigt sich da Schuld und schlechtes Gewissen wegen eines angeblichen Versagens. Das Leben ist von den Füßen auf den Kopf gestellt und erscheint damit selbst samt seiner natürlichen Bedürfnisse als schuldbehaftet. Übersetzt in die zynische Sprache der Politik heißt das: „Nur wer arbeitet, soll leben (dürfen).“ 
Von da an ist es gar nicht mehr weit, dass „Arbeit frei mache“, frei von Lebendigkeit und Lustempfinden erst recht.

Lust

Das Lust ganz widernatürlich mittels toten Besitz- und Reichtümern erlebt werden kann, zeigt, wie stark die gegenwärtige Lebensweise sich von natürlichen und menschlichen Grundlagen entfernt hat. In dieses Bild fügt sich gut das lustfeindliche Belohnungsverständnis unseres gegenwärtigen Alltagserlebens ein. Nicht auf Lust komme es an, sondern „Hauptsache Arbeit“ zu haben. Nicht auf Lust komme es an, sondern „nur die Zähne zusammenbeißen zu müssen“, um erfolgreich zu sein. Viele solcher dummen und doch allgemein anerkannten Glaubenssätze fesseln gegenwärtig Milliarden Menschen in ihrer Selbstentfaltung und ihres sinnlichen Lustempfindens. Dazu braucht es gar keinen äußerlichen Zwang mehr, weil es als individuelles Selbstverständnis dermaßen verinnerlicht ist. Nicht mehr die Einschränkung natürlicher Bedürfnisse führt zu Schuldempfindungen, lebensunterdrückende Selbstaufopferung gilt seit Christi Kreuzestod offenbar als schick und wurde in den vergangenen 2000 Jahren als ebenso (angeblich) positiv verinnerlicht, wie der seit etwa drei-, vier Jahrhunderten versachlichte, betriebswirtschaftliche Auftrag, mittels Arbeit Geld zu vermehren, ohne Lust dabei empfinden zu müssen. Wer da nicht mithalten kann oder will, wird nicht nur finanziell seiner Lebensexistenz beraubt, sondern empfindet Scham und Schuld, aus vermeintlichen Ungenügens heraus.
Auch damit wird die Welt wieder auf den Kopf gestellt. Natürlich-sinnliches Lustempfinden wird pardoxerweise als lebensfeindlich gelebt,  obwohl man doch damit nur das marktwirtschaftliche Leben als Arbeitskraft und Wertschöpfer meint, das aber als unabänderliches, universelles Naturgesetz behauptet. Daraus ergibt sich die erschreckende Tatsache, dass alles tatsächlich Natürliche, Sinnliche, Lebendige eine tiefe Schuld zugewiesen bekommt, wenn keine Gewinne erwirtschaftet werden können. Aber alles Lebendige, was für die Verwertung aufgebraucht (also getötet) wird, von Schuld befreit ist, auch wenn es dann nicht mehr existiert. Gerade daran offenbaren sich die eigentliche Gründe, weshalb Kindeserziehung, Haushalt und auch Menschlichkeit in einer Welt der Konkurrenz und Geldvermehrung als Feind betrachtet wird.
Dass Frauen unbezahlt Kinder erziehen und die Familie am Laufen halten, verrät das wirkliche Wesen dieser verkehrten Welt sehr beispielhaft.
Viele Frauen empfinden sich als minderwertig und wertlos, weil sie für ihre große Aufgabe der Kindeserziehung und Familienorgansisation keinen Lohn in Form von Geld erhalten ... und, sie fühlen sich dann schuldig, ohne mitunter zu wissen, warum.
Soweit ist unsere Entfremdung von unserer eigenen und der äußeren Natur inzwischen vorangeschritten. Ganz abgesehen davon, wie Kindeserziehung und Familienleben ohne die Zwänge der Finanzierbarkeit bzw. der männerherrschaftlichen Lebensweise heilsam zu gestalten sei.

Lust wird häufig erst dann zugelassen, wenn dafür Unlust auf sich genommen wurde. Es scheint, dass erst durch ein dargebrachtes Opfer an Zeit, Lebenskraft, Körperlichkeit soweit Erlösung von Schuld „erarbeitet“ wurde, um sich Lust zu erlauben. Womöglich wird Freizeit erst dann genießbar, wenn die Zeit durch Lebenskraftverbrauch mittels Arbeit von ihrer Schuld, nicht wertsteigernd eingesetzt zu werden. So ist es üblich, verinnerlicht und gesellschaftliches Selbstverständnis. Der das in Frage zu stellen, wird belächelt oder bekämpft und ausgegrenzt.

Aber wer will schon Außenseiter sein, nicht zur Gemeinschaft gehören, nicht gut in dem sein, was allgemein als gut anerkannt ist? Selbst wenn es schlechte, verletzende und unterdrückende Formen der Anerkennung und des Dabeiseins sind, werden diese „lieber“ genutzt, als ausgegrenzt zu sein. Lieber krank oder tot als abgelehnt. Das erschrickt!
Diese schlechten Formen der Anerkennung zeigen sich ganz alltäglich in Selbstaufopferung, Leistungswahn und Siegermentalität einer Konkurrenzgemeinschaft ... die ja eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist.
So macht es ein schlechtes Gewissen, weil man sich schuldig fühlt, indem man sich geöffnet, angebliche Schwäche gezeigt oder verloren hat. Aber jemanden nieder zu konkurrieren, verschafft Lust.

Gemeinschaft 

Es ist bekannt, wie sehr der Mensch ein gemeinschaftliches Wesen ist. Anders kann er gar nicht Mensch sein. Verräterisch wird in diesem Zusammenhang die Mär vom natürlichen Ursprung der Konkurrenz. Wie kann ein Wesen gemeinschaftlich sein, wenn es angeblich zum Überleben der Konkurrenz bedarf, also sich gemeinsam gegeneinander zu bekämpfen? 
Das menschliche Miteinander auf Basis eines Gegeneinanders, was nun einmal die Konkurrenz ist, kann es auf gesunde Weise gar nicht geben. Dass es dies aber real gibt, hat letztlich etwas mit dem Zwang zu tun, nur dann das Leben sichern zu können, wenn man es letztlich immer nur auf Kosten irgendwelcher Anderen finanzieren kann und muss. Dafür braucht es dann eben doch eine Gemeinschaft um, einerseits andere Menschen zu haben, die verlieren sollen, und andererseits werden welche benötigt, von denen man das erhält, was man selbst nicht herstellen bzw. finden kann. In beiden Fällen spielt Schuld und die Erlösung davon, eine grundlegende Rolle.

In dieser Unvereinbarkeit von miteinander und gegeneinander, liegt die Sprengkraft dieser Konkurrenzgesellschaft, in der alle gegen jeden kämpfen, ja, anderes vernichtet werden muss, um sich selbst zu erhalten. Das führt natürlich ebenso zu Schuldempfinden, sowohl im Verlieren als auch im Siegen.
Denn, und gerade das kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, von seinem Wesen her ist der Mensch gemeinschaftlich strukturiert, und alles, was dem widerspricht, widerspricht seinem Wesen. 

So werden auch Sieger auf Kosten anderer, nie wirklich im Innersten frei von Schuldempfindungen sein. Wie sie sich dann davon erlösen wollen und werden, ist individuell sehr unterschiedlich. Die Einen werden Lebendigkeit zerstören wollen, um recht zu behalten, wie beispielsweise die Verbrennung der Hexen, die Morde an Andersgläubigen durch den IS oder Spenden von Milliardären an Kinderdörfer usw. Andere hingegen suchen nach Wegen, diese irrwitzigen Prinzipien zu ändern.

Hinter all diesen Versuchen, sich zu entschulden - sei es durch große Spenden oder Mord an Andersgläubigen - offenbart sich die menschliche Notwendigkeit, irgendwie zur Gemeinschaft dazu zu gehören. Ob das nun das schlechte Gewissen ist, sich die Zähne nicht geputzt zu haben oder die über sich ergehen lassende Chemotherapie, überall findet sich auch die Furcht, ausgestoßen zu werden. 
Wie oft habe ich mich bereits gefragt, weshalb trotz zunehmender Leiden immer noch und noch eine weitere grausame Chemotherapie zugelassen wird? Ist es wirklich nur die Hoffnung auf Heilung, obwohl die erlebten Tatsachen das ganze Gegenteil zeigen? Mir scheint, es geht hier viel mehr um einen verzweifelten Versuch, Erlösung von vermeintlicher Schuld an der Gemeinschaft zu finden. Dabei ist der autoritäre Fachmann der Erlösung vermittelnde Priester. Im Leiden und häufig auch im Sterben wird der Preis gesehen, sich von Schuld und schlechtem Gewissen befreien zu können. So stark ist die Sehnsucht, ja nicht der menschlichen Gesellschaft verwiesen zu werden.
Hauptsache dazugehören, Hauptsache das Übliche zu machen. Alles erscheint besser, als ausgesoßen zu sein. Wenn aber dieser Preis akzeptabel erscheint, um dabei zu sein, dann stellt sich die Frage, was das für eine Gesellschaft ist, die dazu treibt! 

Erlösung von Schuld

Aber Erlösung von tatsächlicher oder vermeintlicher Schuld scheint ein lebenswichtiger Vorgang zu sein, der die Menschheit umtreibt. 
Leider wird gegenwärtig unter anderem die Entschuldung in Leistungs- und Arbeitswahn, in Lustfeindlichkeit, Konkurrenz oder Vertreibung und kriegerischer Mord versucht, zu erlangen. Dafür sind viele, viele Menschen bereit, sich zu entschulden, indem sie einfach anderen Menschen die Schuld für ihre (echten oder vermeintlichen) Problemen zuweisen. Aber wie soll wirkliche Erlösung gehen, wenn gerade durch diese zerstörerisch-abwertenden Wege erneut Schuld bzw. Schuldempfinden erschaffen wird?
Auf der einen Seite fühlt man sich schuldig, wenn man keine Arbeit hat, auf der anderen Seite aber auch, wenn man einer Beschäftigung nachgehen darf, weil dann das eigentliche Leben zu kurz kommt. Ganz gleich wie man es dreht oder wendet, in der gegenwärtigen Lebens- und Produktionsweise gibt es keine wirkliche Erlösung, weil man sich entweder am Arbeits- und Geldprinzip schuldig macht oder an den Bedürfnissen des Lebens. Beides zu vereinen ist unter Finanzierungs- und Geldvermehrungsbedingungen unmöglich, da die moderne Form der Arbeit nicht nur keine belebende Möglichkeit des Lebenserhaltes kennt, sondern des Verbrauchs von Leben bedarf.
Worin aber liegt der Ausweg aus dieser Zwickmühle? 

Ausweg

Nun, Leben darf nicht als schuldhaft verteufelt werden und der Mensch nicht als unvollkommen schuldig.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die verkehrte Welt wieder auf die Füße zu stellen, dass heißt die ganz normalen, natürlichen Bedürfnisse des Lebens nicht mehr an dessen Verbrauch (mittels Arbeit) und dessen Finanzierbarkeit zu binden. Dann verliert sich auch diese Schuld, samt schlechtem Gewissen indem man glaubt, man hüte vielleicht „nur“ Kinder, keine Arbeit hat oder schlicht leistungslos da und anwesend ist.

Zusammenfassung

Schuld und schlechtes Gewissen konnten uns als Sklaventreiber verinnerlicht werden.

Sie quälen einen heutzutage sogar dann, wenn man sich selbst als einzigartiges Wesen anerkennt, also den tatsächlichen Lebensbedürfnissen Vorrang gibt. Ausstieg allein ist so gar nicht möglich.

Moderne Arbeit, Entlohnung, Geldbesitz und ausufernder Warenkonsum sind versachlichte, hinterhältige Zwänge, sich von vermeintlicher Schuld durch äußerliche Handlungen erlösen zu können. Aber sobald damit Lebensbedürfnisse befriedigt sind, wird wieder Schuld empfunden, diesmal, die Lebensbedürfnisse befriedigt zu haben. Die Erlösung wird demzufolge wieder in Leistung gesucht.

... und der unselige Kreislauf von Schuld und Erlösung beginnt von vorn. Darin liegt der eigentliche Antrieb kapitalistischen Wachstums- und Konkurrenzprinzps und nur deshalb kann es funktionieren, weil jeder Mensch nach Erlösung von tatsächlicher oder scheinbarer Schuld strebt. Allerdings sind die gegenwärtig dafür alltäglich gelebten Methoden und Wege ganz untauglich, weil sie ebenso dem Wachstums- und Konkurrenzprinzip unterworfen sind. Das geschieht automatisch und unbewusst als Daseinsweise.

Kein Wunder also, dass die Menschheit derzeit im Glauben, sich erlösen zu können, immer mehr Schuld auf sich lädt!
Der offene Blick in die Medien beweist es selbst aufs deutlichste, wenn auch ungewollt.

Schlussfolgerung

Wollen wir wirklich Erlösung finden, müssen wir zuerst erkennen, wofür wir uns schuldig empfinden, und dann jede falsche Schuld ebenso abschaffen, wie die Finanzierbarkeit des Lebens, also die BeSCHULDigung des Lebens als schuldhaft und unvollkommen, weil es der sinnlosen Geldvermehrung im Wege steht.

PS: 

Menschen als schuldhaft und unvollkommen anzunehmen, setzt einen unvollkommenen und schuldhaften Schöpfer voraus ... das sah tatsächlich Martin Luther so, wie aus seinen Schriften ersichtlich. Ein etwas tieferer Blick in diese ist sehr lehrreich, hinsichtlich der Wurzeln unseres heutigen Elends. Man erschrickt zutiefst beim Lesen dieser Gedanken über die menschenverachtende Weltsicht dieses Kirchengründers! Erstaunlich, wie sehr er im Rahmen der bevorstehenden Reformationsjubiläen hoch geehrt und als Gutmensch dargestellt wird, obwohl Theologen durchaus bekannt sein sollte, welch psychopathischer Mordhetzer, Verleumder, Untertanengeist und Menschenhasser er war.