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Elternliebe als Anklagegrund?

Vom Märchen der persönlichen Freiheit in Sachen Gesundheit und anderweitig

geschrieben am 25.09.2019 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

Elternliebe als Anklagegrund?

Vom Märchen der persönlichen Freiheit in Sachen Gesundheit und anderweitig


Von Hendrik Heidler


IN EIGENER SACHE

Ich bin erschüttert seit ich erfuhr, dass gegen Eltern, die eine drastische schulmedizinische Behandlung ihres Kindes verweigerten von Seiten einer Klinik wegen Kindswohlgefährdung geklagt wurde. Die Sorge der Eltern um das Wohl ihres Kindes wird ganz bewusst ins Gegenteil verkehrt und deswegen gegen sie geklagt. Und so schreibe ich diesen Text aus Wut heraus, die sich aus meiner Hilflosigkeit als Therapeut und Mensch speist, diese grauenhaft krankmachende Daseins- und Wirtschaftsweise (noch) nicht verändern zu können, welche solche unmenschlichen, anscheinend als normal hingenommenen Vorgehensweisen hervorbringt. Natürlich nur zum Wohle des Kindes, mit sorgenvoller Miene vorgetragen und mit wissenschaftlich begründeten Menschenrechten auf der Zunge …! Unmenschlichkeit wird in Menschlkichkeit umgedeutet und andersherum, wie geistige Chamäleons. Mich widert das an!

Natürlich gibt es wundervolle Ausnahmen, kritische und menschlich gebliebene Mediziner – tendenziell und vorherrschend wird jedoch Gefühlskälte und dogmatische Rechthaberei erlebt.

 

VORWORT

Freiheit hier, Freiheit da, von allen Seiten flüstern uns säuselnde Stimmen „Freiheit“ ins Ohr. Kein anderer Wert wird so bemüht, um die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu rechtfertigen, wie dieser, an sich allerdings erst einmal nichtssagende Begriff. Dem halte ich entgegen, nur so lange frei zu sein, wie man diese Grundordnung nicht grundsätzlich in Frage stellt. Allerdings ist selbst diese Freiheit eine erlogene, hängt sie doch von den finanziellen Möglichkeiten der Einzelnen ebenso ab, wie davon, wie tief man sich mit dem Wesen dieser Grundordnung identifiziert.
Sieht man sich als freies Subjekt, dessen höchstes Ziel es ist, mittels Arbeit sein Leben zu finanzieren, befreit man sich sehr von sich als Mensch, seinen natürlichen und sozialen Bedürfnissen.
Sieht man sich als freier Patient, der sich freiwillig in die Obhut moderner medizinischer Therapien begibt, befreit man sich sehr von seiner eigenen sinnlichen Wahrnehmungsfähigkeit, übernimmt zumeist blind, was der zum allwissenden Fachmann erhobene einen anweist.
Dass diese Freiheit zu Hauff als gefährliches Märchen bezeichnet werden darf, zeigt sich, wenn man sich angeordneten Therapien verweigert, die mit dem allgemein vorhandenem Mainstream in Konflikt geraden bzw. per Krankenkassenleistungen gefordert werden, um weiterhin entsprechende Leistungen finanziert zu bekommen.

 

SELBSTVERSTÄNDLICH UNMENSCHLICH

Wie kann von Freiheit gesprochen werden, wenn Eltern von Kliniken wegen Kindswohlgefährdung verklagt werden, wenn diese eine drastische Behandlungsmethode ablehnen, weil ihnen das Kindswohl über allem steht? Anstatt die Eltern in ihrer Not bei schlimmen Diagnosen Beistand zu geben, den Gewissenskonflikt liebevoll zu begleiten, wird ihnen nicht nur schlechtes Gewissen gemacht: „Was ist wenn ..?“ sondern sogar noch eine Klage an den Hals gehängt, weil sie weder der Rentabilitätserwartung der Klinik entsprechen noch der vorherrschenden (ideologisch gefärbten) Lehrmeinung entsprechen.
Diese besagt im wesentlichen, einmal alle Vernebelung und Schönrederei beiseite gelassen, die Schöpfung ist mangelhaft, die Symptome entsprechen der Krankheit, diese können und müssen reparierend unterdrückt werden. Weiterhin gelten Symptome bzw. Krankheiten, ebenso wie Mikroorganismen als Gegner, die mit allen, auch brutalsten Mitteln zu bekämpfen sind. Was dazu führt, dass Heilreaktionen als Krankheiten unterdrückt werden, was in recht vielen Fällen zur Chronifizierung führt und diese nun chronische Krankheit erneut mit Notfalltherapien so massiv unterdrückt wird, dass am Ende häufig die freche Aussage steht: „Sie sind austherapiert!“ Von gesellschaftlichen Gründen, weshalb Menschen ebenfalls und derzeit massiv erkranken können, ist kaum die Rede und falls doch, dann in vorm von Schicksal. Anstatt diese gesellschaftlichen Gründe verändern zu wollen, werden diese medizinisiert und geglaubt, beispielsweise mit der Entfernung von Gebärmüttern das Leiden samt seiner Gründe zu beseitigen. Wenn das keine Ideologie ist, was sonst? Abstrakte, also lebensentfremdende Utopien werden mit Chemie, Skalpell und psychologischer Gehirnwäsche versucht, zu verwirklichen. Der Blick auf das immer nur konkret und sinnlich seiende Leben wird dem völlig unterworfen und notfalls abgetötet. Hauptsache die wirklichen Gründe für die Leiden bleiben im Dunkeln. Selbstgerecht kann dann beispielsweise als Klinik weiterhin betriebswirtschaftlich rentabel gewirtschaftet werden, weil es ja nicht anders gehe. „Wir sind die Guten!“ Dafür werden Krankheitsbegriffe erschaffen und dann nach diesen, auf Durchschnittswerten und ideologischen Annahmen fußenden Definitionen behandelt anstatt die jeweiligen Menschen entsprechend ihres zutiefst individuellen Zustandes wahrzunehmen und zu therapieren. Jeder Mensch ist einzigartig, wie kann es dann zu tausenden, gar Millionen, gleiche Krankheitsbilder geben? Gibt es nämlich nicht, darum weiß jeder Mediziner was er zu machen hat: die individuellen Zeichen beiseite lassen, um dann die endlich gefundenen, auf alle zutreffenden gleichen Symptome zur Behandlung mit nur massenhaft rentabel herzustellenden Medikamenten durchführen zu können. Der Mensch wird an die massenhafte Warenproduktion angepasst. Herzschrittmacher bei Sterbenden!
Was für Selbstgerechtigkeit, auch Anmaßung gegenüber besorgten Eltern spricht aus der Klage einer Klinik, wenn einer ihrer Therapien abgelehnt wird. Ich halte es für Scharlatanerie, wenn sich angemaßt wird, nicht nur die eigene Methode als die einzig wahre zu behaupten, sondern diese aufgrund von sich an Durchschnitten orientierten Laborwerten und Krankheitsdefinitionen auch noch ohne Rücksicht auf individuelle Unterschiede der Symptomlage massenhaft anzuwenden. Tatsächlich kann es so etwas, wie festgefügte und per Definition beschriebene Krankheiten gar nicht geben sondern immer nur individuelle Erkrankungen, die sich freilich hinsichtlich Ursachen durchaus stark ähneln können. Siehe ähnliche Lebensweisen, gesellschaftliche Grundlagen usw. Und dennoch sind nicht die  Ähnlichkeiten oder gar die zu Ähnlichkeiten zurechtdefinierten Symptome der Schlüssel zur Heilung bei stets nur individuell sich zeigen könnenden Erkrankungen, sondern gerade die einmaligen und sonderlichen. Warum das so ist, benötigt eigentlich keiner Erklärung in einer Welt, die keine zwei Dinge, keine zwei Lebewesen völlig gleich hervorbringen kann. Selbst Kopien sind tatsächlich Originale und können es nur sein.
Als Beispiel, dass Menschen nur individuell heilen können sei der Baldrian erwähnt, eine Heilpflanze der bei uns Menschen zurecht beruhigende Wirkung nachgesagt wird. Allerdings trifft diese Eigenheit zwar auf die Mehrheit zu, aber nicht auf jeden. Manche werden von ihren Kräften auch hochgepuscht.
Dass in der heutigen Gesellschaftsform (von uns Menschen hervorgebrachte, gegenwärtig weltweit vorherrschende Daseins- und Wirtschaftsweise), die sich zwar äußerlich recht bunt darstellt, von ihrem Wesen aber alle Menschen gleichmacht vor dem Maßstab ihrer rentablen Verwertbarkeit bzw. Finanzierbarkeit die Menschen vereinheitlicht sozialisiert sind und somit auch ähnliche Krankheiten hervorbringen, mag dem oberflächlichen Blick dazu verführen, diese einheitlich zu behandeln.Weil aber trotz aller Dressur zum bloß funktionierenden Bürger (ich mache nur meinen Job) der Mensch sich nicht wirklich gleich machen lässt, gerade in seinem ihm biologisch-seelisch unbewussten Wesen, müssen die vorstehenden gesellschaftlichen Grundlagen nicht nur bezüglich Heilung scheitern, sondern häufig erst Leiden hervorbringen. Am Menschen (seelisch) Beschnittenes, Unterdrücktes wird in die Psyche und/oder in das Körperliche gedrängt. Die Lebenskraft kann nur fließen, wenn nicht der Tod zum Ziel ist, also wird sie bei Behinderung sich in Form von Symptomen chaotisch-zerstörerisch entladen. Diese Entladung nun erneut als Krankheit zu definieren und entsprechend zu behandeln halte ich zumindest für fahrlässige, ideologisch angetriebene Körperverletzung. Die oben genannten Eltern entschieden sich gegen eine zerstörerische Therapie, weil kein Erkrankungsfortschritt erkennbar war und sie es ebenso vor ursachenfernen, aus ihrer Sicht ungeeigneten Behandlungsmethoden behüten wollten. Diese Freiheit soll ihnen mit der perfiden, gewissensbeinflussenden Unterstellungsklage, ihr eigenes Kindswohl nicht zu beachten, genommen werden.

Nun stehen sie da in ihrem Elend, das Kind erkrankt und sie selber als nahezu verbrecherisch gefühlskalte Rabeneltern verleumdet ...

 

NACHWORT

Wo die Gefühlskälte zu finden ist, brauche ich nicht zu sagen, weil bekannt. Doch führe ich hier gern ein bekanntes Kriterium auf, die das leicht erkennen lässt: Wenn erkrankte Menschen nicht mehr mit Namen angesprochen bzw. bezeichnet werden, sondern mit dem Begriff der konstruierten Krankheitsdefinition bzw. dem Symptom eines Organs: „Hallo, Bandscheibe zum Röntgen, Herz zum Kathedern, Kniescheibe zur OP.“ usw.
Es ist doch keine Schande, nicht stets einen Behandlungsweg bzw. -erfolg aus dem Ärmel schütteln zu können, aber nur das Eigene als alleinig wirksames zu behaupten und dabei jegliches Mitgefühl aufzugeben ...

Hendrik Heidler©, Scheibenberg, 24. September 2019

 

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