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Träumen erlaubt?

Für eine menschliche Daseinsweise!

geschrieben am 08.11.2018 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

Stellen Sie sich vor, Sie erwachen und nichts und niemand fordert von Ihnen Geld oder sonstige Nachweise, um ein gutes Leben führen zu können!
Empfänden Sie dann die jetzige Daseinsweise, wo alles und jedes bewertet wird und Menschlichkeit zu einer Gefahr für die finanzielle Existenz wird, nicht auch als Albtraum, aus dem Sie glücklicherweise erwacht sind?
Damit wir bald diese jetzige Daseinsweise nur noch als vergangenen Albtraum erinnern, habe ich diesen Text als Anregung zum freien Träumen geschrieben!
 
Hendrik Heidler, ein bekennender Träumer
 

Träumen erlaubt?

Komisch, die Antwort auf dieser Frage lautet meistens blitzschnell: „Ja, klar!“  Der Haken folgt aber meistens auf dem Fuß: „Träumen kannst Du so viel Du willst, wenn Du nur sonst Deine Sachen ordentlich machst.“ Oft ist damit die Arbeit gemeint.
Bei genauerem Hinschauen ist aber wohl eher erlaubt, albzuträumen oder irgendwelchen Traumgespinsten nachzuhängen, die mit „Träumen“ wenig gemein haben. Denn wirkliches, freies Träumen ist gefährlich, träumen heilt und heilende Menschen hören auf zu funktionieren. Darum werden kühne Träume ja so gern lächerlich gemacht oder bekämpft und notfalls samt dem Träumenden getötet. Leider gelang es mit großer Anstrengung und über die Jahrhunderte hinweg die Angst vor freiem, heilsamen Träumen in jedem von uns zu verinnerlichen. Es erschreckt einen, wenn man bei sich und auch bei Anderen entdeckt, das die Schere der Zensur längst die eigenen Lebensträume erreicht hat und zu einem Automatismus wurde, der gar nicht mehr in Frage gestellt wird.
Das betrifft gerade den Traum von einer menschlichen Gesellschaftsform, wie er in den Begriffen vom „Goldenen Zeitalter“, dem „Reich Gottes“, von „Utopia“, „Sozialismus“ usw. zum Ausdruck kommt. Dahinter steckt die wohl tiefste Sehnsucht des Menschen, endlich wirklich Mensch zu sein und dementsprechend mit sich selbst und Anderen menschlich umzugehen und sein zu können. Allerdings beinhalten grundsätzlich alle diese „Utopien“ ihr Scheitern von Anfang an, indem sie anstreben, den Menschen an sich anzupassen. Der Gedanke der dahinter steht, geht stets von der Unzulänglichkeit des Menschen aus. Ich höre es noch heute von der Christenlehre und dem Unterricht in Marxismus/Leninismus in meinen Ohren ebenso tönen, wie von den heutigen Politikern: „Die Idee, das System ist schon richtig, nur der Mensch ist noch nicht so weit.“ Wozu das führte und führt weiß jeder! Der Mensch muss daran angepasst, zurecht erzogen oder eben bei Verweigerung, gemordet oder finanziell ruiniert werden.


Es braucht demnach einen Traum, der weder Utopie, Ideologie oder religiöse Verheißung ist, sondern davon ausgeht, dass der Mensch weder ursündig noch ein Raubtier oder ein unfertiges Etwas sei, sondern schlicht ein Mensch, der da ist, der seine grundsätzlichen natürlich-biologischen und gesellschaftlichen Bedürfnisse hat, die bedingungslos zu erfüllen sind. Und gesellschaftlich heißt soziale, also miteinander menschliche Beziehungen zu pflegen. Eine Gesellschaft auf Basis von Konkurrenz ist demnach ein Unding und von Grund auf unmenschlich. Sie zerreißt den Mensch und macht ihn krank. Eine solche durchgesetzte Gesellschaftsform richtet sich unweigerlich gegen das Menschsein und hat absolut keine Existenzberechtigung. Leider leben wir sie alle miteinander jeden Tag als sei sie natürlich und es gäbe keine andere Möglichkeit, unsere Dinge miteinander auf menschliche Weise zu regeln. Aber dem steht, wie gesagt der alltägliche (Alb-)Traum entgegen, ein Traum von einer wirklich menschlichen Gesellschaft sei unmöglich, ja, sogar kreuzgefährlich, wie der Sozialismus lehre. Weshalb sagt eigentlich kaum jemand, wie ähnliches, wenn nicht gar schlimmeres die Geschichte des Christentum lehre oder die des Kapitalismus usw.?


Schaut man sich die Prophezeiungen beispielsweise von einem Goldenen Zeitalter genauer an, dann zeigt sich ein erstaunliches Muster: durchgehend wird auf die Errettung von außen gehofft, von einem Gott der wiederkehrt, von einem gottähnlichen Menschen, von der Vorsehung, der Schwingungserhöhung der Erde usw. Aber niemals heißt es, dass der Mensch es mittels seiner eigenen Schöpferkraft selber bewerkstelligen kann, indem er endlich beginnt, seine Dinge bewusst selbst zu gestalten, was heißt, seine gesellschaftlichen Grundlagen so zu formen, damit sie ein menschliches Miteinander ermöglichen. Das blieb bis zum heutigen Tag aus und aus eben diesem Grund liefern wir uns bis heute immer wieder Fetischen, Ideen, Religionen, Ideologien oder eben den Selbstheilungskräften des Marktes aus.


Einer der wohl schlimmsten (Alb-)Träume ist wohl der zu glauben, dass es erst ein chaotisches Zeitalter braucht, bei dem unzählige Menschen sterben werden, weil sie „noch nicht so weit seien“, wie eine gewisse Zahl von Auserwählten. Immer wieder hörte ich bei Berufskollegen bzw. las ich in unzähligen Beiträgen und Büchern esoterischer Ausprägung: „wir, die wir bereits wissen und weiter sind als die Mehrheit“, dass leider, leider in Kauf genommen werden müsse, dass die noch nicht so weit sich bewusst gewordenen Menschen sterben müssten. Erst nach dieser Läuterung der Menschheit, werde das Goldene Zeitalter“ kommen. Egozentrischer geht’s nimmer. Natürlich gehen all diese Gutmenschen und Menschenfreunde davon aus, dass sie ihren Arsch ins Trockene bringen, ihren Wohlstand halbwegs durch die chaotischen Zeiten rüber retten, notfalls halt mit Waffengewalt. Das nenne ich Eso-Faschismus (Eso = Esoterischer). Aber ich könnte ihn genauso Christo-Faschismus, Demok-Faschismus oder wie auch immer nennen. Und so edel sich seine Vertreter in Worten auch geben mögen, sie vertreten von der Sache her nichts anderes als eine weitere extreme Ideologie des Marktes, der Konkurrenz, also der gegenwärtigen verinnerlichten Lebensweise, wie sie in den vergangenen zwei, drei Jahrhunderten weltweit voll zur Ausformung gebracht wurde.


Doch zurück zum Träumen, zum Träumen eines Heiltraums für eine menschliche Gesellschaftsform. Ein solcher kann nur auf bewusst praktische Weise verwirklicht werden, indem aber auch kein einziger Mensch dafür geopfert werden darf. Dafür darf es grundsätzlich nie heißen, dass halt eine gewisse Menge Mensch und Natur dafür zu opfern sei. Oder wie es jetzt verräterisch erbärmlich heißt: Der Mehrheit soll es gut gehen. Ja, aber was ist mit den anderen, die längst die Mehrheit im Weltmaßstab stellen?
Der Maßstab, die Kriterien für eine menschliche Gesellschaftsform können nur menschliche sein und sinnlich erlebbare, wie das bedingunsglose Stillen von grundsätzlichen Bedürfnissen, wie Durst, Hunger, Obdach, Gemeinschaft, Muße, Rückzug, Kreativität usw. OHNE dass dafür Wertmaßstäbe angesetzt werden.

Finanzierbarkeit darf dabei absolut KEINE Rolle spielen!

Sind Sie über diesen Satz gestolpert? Kamen augenblicklich solche Gedanken auf, wie: „Das geht doch nicht!“, „Geld gab und gibt es immer.“, „Das ist lächerlich!“, „Sozialismus hatten wir schon.“ usw. Nun, dann merken auch Sie, dass Sie aufgehört haben, von einer menschlichen Lebensweise zu träumen und damit vom eigenen und vom ganzheitlichen Heilsein anderer Menschen. Denn ganzheitlich heil sein können Menschen (als wesenhaft gesellschaftliche Wesen) nur, wenn sie menschlich miteinander in Beziehung treten. Und das tun sie unter den Bedingungen von Geld, Markt, Arbeit, Konkurrenz, Staat usw. ganz bestimmt nie und nimmer. Jeder wird zu sich selbst dem Nächsten gemacht und muss es auch unter diesen Bedingungen sein, wenn er seine blanke biologische Existenz bezahlen können will. Diese Zumutung so verinnerlicht zu haben, ist tief erschütterlich und bedarf anderer, heilsamer Träume, um letztendlich nicht der gegenwärtigen Tendenz folgend, als Menschheit in Barbarei unterzugehen. Denn von allein, oder von Gott oder vom Sozialismus kommt keine menschliche Lebensweise. Das ist ja längst grauenvoll bewiesen worden. Ich staune, dass immer noch daran geglaubt und festgehalten wird. Das ist geradezu tragisch.
Diese praktische Veränderung der Gesellschaft anhand der Kriterien, die das Leben und die Menschlichkeit selbst vorgeben und die jeder kennt und mit seinen Sinnen selbst erleben kann, sind immer wieder in einem laufenden Prozess dahingehend zu überprüfen, ob sie erfüllt werden. Deshalb sollten wir tunlichst alles Idealisierte, alles Parteiliche, alles Religiöse, also alles Abstrakte, alles Bewertende, alles Finanziell-Rentable usw. scheuen, was den angeblich ungenügenden Menschen an diese Konstruktionen anzupassen sucht.

Und nun fühlen Sie sich bei folgenden, völlig menschlichen und natürlichen Träumen ein, wie fremd, lächerlich oder unmöglich sie Ihnen erscheinen. Und doch sind diese längst zur Verwirklichung überfällig:

  • Jede Frau ist während ihrer Regelblutung bedingungslos von allen alltäglichen Verpflichtungen und ohne irgendeinen Nachteil (auch finanzieller Art) freizustellen. Diese Freistellung von vielleicht drei bis fünf Tage ist mit allem abzusichern was benötigt wird, also Essen, Trinken, Wohnen, Kultur, Kleidung usw. Gesellschaft und Wirtschaft ist so zu gestalten, dass dies für alle Gesellschaftsglieder (Menschen) ebenfalls absolut keine Nachteile bringt.
     
  • Jede Frau ist während ihrer Wechseljahre bedingungslos von allen alltäglichen Verpflichtungen und ohne irgendeinen Nachteil (auch finanzieller Art) freizustellen. Diese Freistellung von einigen Jahren ist mit allem abzusichern, was benötigt wird, also Essen, Trinken, Wohnen, Kultur, Kleidung usw. Gesellschaft und Wirtschaft ist so zu gestalten, dass dies für alle Gesellschaftsglieder (Menschen) ebenfalls absolut keine Nachteile bringt.
     
  • Es gibt weitere solche Phasen, wie Pubertät, Mutterschaft bei Mädchen/Frauen aber natürlich auch auf ihre Art bei Männern. Auch hier trifft vorstehende bedingungslose Freistellung zu. Wie auch bei Krankheit der Kinder, der eigenen Erkrankung usw.
     
  • Alles vorstehende trifft auch auf Sinnkrisen zu, auf der Suche des eigenen Weges, gerade in der Pubertät muss dieser Druck von den Jugendlichen genommen werden, sowohl in Prüfungen hinsichtlich abstrakten Wissens bestens abzuschneiden noch in dieser Umbruchszeit zu wissen, was sie wollen. Im Gegenteil benötigen sie alle Förderung sich zu entdecken und in die Kräfte von Leben und Tod eingeweiht zu werden, um danach als Erwachsener Verantwortung übernehmen zu können. 

Genug, Sie können selbst anfangen zu träumen, wie es sein sollte, um menschlicher Mensch sein zu können und voller Lebenslust und Schöpferfreude Ihr Leben erfüllt erleben zu können. Sie wissen doch aus Ihrem Alltag, was dem alles alltäglich im Wege steht, also träumen sie das, was sie bisher nicht wagten und doch tatsächlich sooo natürlich und normal ist und sein sollte.

Hendrik Heidler, 7. November 2018

 

Susann hat ein Gedicht geschrieben, was mich bis in meine Seele berührte. Sie erlaubte diesen persönlichen Juwel hier zu veröffentlichen:

 

Liebe ewige Seele!

Liebe ewige Seele,
du bist gerufen von mir,
von meiner unglaublichen Sehnsucht
nach dem Leben,
nach der Liebe und der Lust,
nach Tanz und Gesang,
nach Miteinander.

Liebe ewige Seele,
bitte zeige dich mir,
bitte lass mich dich hören,
dich fühlen,
dich riechen und schmecken.
Ich will dich gestalten.

Ich will leuchten so hell wie die Sonne.
Ich will so weich und weit tragen wie Mutter Erde
und frei sein, wie die Wolken am Himmel.
Ich will bunt sein wie der Regenbogen
und glitzern wie die Sterne in der Nacht.

Liebe ewige Seele,
ich will die Grenzen unserer Lebensweise hinter mir lassen
und mich mit den anderen Seelen verbinden,
mich auflösen und wieder neu gestalten.
Ich will in Ruhe und tiefer Stille verharren,
mich spüren
und einfach sein.

Susann Heidler         04.11.2018

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