Blick vom Scheibenberg – fotografiert von Hendrik Heidler©

Gedanken zur Herrschaftsmethode „Zerstörung des Selbstbewusstseins“ oder

Das böse Märchen von Objektivität und Unvollkommenheit

geschrieben am 02.02.2018 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

Von Hendrik Heidler

Vorbemerkung:

  • Wir Menschen können gar nicht anders als vollkommen zu sein, wozu unbedingt Subjektivität gehört.
  • Das zu leugnen und zu unterdrücken, ist ein wesentlich Grund für unzählige moderne Leiden, vom Herzinfarkt über Depression und Burn out bis hin zum Krieg.
  • Seine ureigene, menschliche Subjektivität zu erlauben, ist ein Teil des Heilenwerdens.

Mich erstaunt es immer wieder, wie gedankenlos reflexhaft die durch nicht belegte Behauptung, der Mensch sei mangelhaft wiederholt wird. Spannend dabei, dass ich nahezu alle Denkrichtungen dabei einig zu sein scheinen, Christen wie Atheisten, Esoteriker wie Technikfreaks usw. Als Beweis wird beispielsweise die versachlichte Formulierung vom „Menschlichem Versagen“ herangezogen, ebenso wie die christliche Mythologie vom Sündenfall. Doch weshalb fragt sich offenbar kaum jemand, wieso es bei dieser Unvollkommenheit überhaupt Menschen auf Erden gibt! Nur zwei Gedanken dazu:

  1. Der Mensch gilt in religiösen Szenen als Gottes Ebenbild

    Frage dazu:
    Wie kann ein allmächtiger Gott ein unvollkommenes Wesen schaffen, welches als sein Ebenbild gilt?

    Der Widerspruch springt in die Augen. Entweder, er ist selbst unvollkommen und damit kein Gott, oder er hat bewusst ein unvollkommenes Wesen erschaffen, damit er es prüfen kann. Dann ist er böswillig pervers und wiederum kein Gott oder er hat ein vollkommenes Wesen geschaffen, dann kann es keinen Sündenfall geben und auch keine Ursünde und und und
     
  2. Laut anerkannter Evolutionslehre ist es dem Menschen gelungen, über mehrere Jahrmillionen nicht er selbst zu werden, sondern sich sogar ziemlich erfolgreich zu behaupten.

    Frage dazu:
    Wie kann ein so angeblich unvollkommenes Wesen laut Evolutionslehre über Jahrmillionen überleben?

    Der Widerspruch springt auch hier in die Augen. Entweder ist er so unvollkommen, wie behauptet, dann wäre der Mensch längst nicht mehr existent oder er wäre gar nicht erst entstanden. Wenn er jetzt aber in der gegenwärtigen, erst wenige Jahrhunderte währenden Lebens- und Wirtschaftsweise unvollkommen erscheint und massiv auch so propagiert wird (siehe gebetsmühlanartig wiederholte Behauptungen von der notwendigen Selbstverbesserung), dann muss doch irgendwas grundlegend faul sein.

Allein das er sich mit den angeblich so wunderbar rational-objektiven Eigenschaften, wie sie in der demokratischen Moderne in den Himmel gehoben werden, erstmalig in Gefahr des selbstvernichtenden Aussterbens gebracht hat, sollte doch zu denken geben. Vielleicht wird anders herum ein Schuh daraus und die Austreibung der so dämlich als Unvollkommenheit, als „menschliches Versagen“ verleumdeten urmenschlichen Eigenheiten, wie Mitgefühl, Liebe, Muße, Subjektivität, Widerborstigkeit, Disziplinlosigkeit usw. führte uns in die längst stattfindende Katastrophe. Und weshalb? Weil sie der jetzigen Lebens- und Wirtschaftsweise der Geldvermehrung im Wege stehen und normalerweise kein normaler Mensch darauf käme, sein Leben für Geld verheizen zu lassen, wenn er nicht längst diesen Irrsinn mit propagandistischer Begleitung verinnerlicht und eingehämmert bekommen hätte.
Damit ist dass aber kein menschliches Versagen oder menschliche Unvollkommenheit sondern das Versagen der gegenwärtigen Gesellschaftlichkeit (samt ihrer Erdzerstörungstechnik) am Menschen selbst. Die als normal behauptete Lebens- und Wirtschaftsweise offenbart sich als Verrücktheit und das angeblich Unvollkommene als vollkommen normal.
Für den Erhalt der gegenwärtigen, verrückten Lebens- und Wirtschaftsweise muss also von deren fanatisierten Funktionären unablässig die Mär vom unvollkommenen Menschen wiederholt und damit den einzelnen Menschen ihr Selbstbewusstsein zerstören werden. Dafür muss viel Geld und gesetzlicher Zwang eingesetzt werden, um die Menschheit für diesen Irrsinn bei der Stange zu halten – was eigentlich schon verräterisch genug ist.
Wer würde als selbstbewusster Mensch schon still schweigen, bei all den weltweiten Grausamkeiten oder den „kleinen“ Zerstörungen unserer Lebensgrundlagen, wie sie gerade am Scheibenberg mit unglaublicher Kaltschnäuzigkeit durchgezogen und mit Wirtschaftlichkeit gerechtfertigt werden?
Eine solche Lebens- und Wirtschaftsweise hat doch jede Rechtfertigung verloren, die das nicht nur erzwingt sondern sogar noch moralisch legitimierend toleriert!


Weitere Gedanken

Es existieren viele Keulenargumente, die gezückt werden, wenn diese Widersprüche benannt werden. Beliebt ist das der rationalen Objektivität. Immer wieder werden subjektive Wahrnehmungen, ebenso wie subjektive Erinnerungen als falsch und eingefärbt kritisiert. Die harten Fakten sprächen eine andere Sprache. Doch weshalb verfügt der Mensch über die nicht beseitigbare Grundeigenheit der subjektiven Wahrnehmung? Sie kann sich doch nur als höchst erfolgreiche Auseinandersetzungsform mit der natürlichen Umwelt, ebenso wie mit Seinesgleichen herausgebildet haben. Und damit steht sie in grundsätzlicher Übereinstimmung mit den Eigenschaften unseres Universums in dem wir leben – Kapitalismus hingegen, nicht! Wie gesagt, andernfalls wär der Mensch gar nicht da, weil er selbst nicht so da wäre, wie er ist. Wird ihm diese überlebensfördernde Eigenheit subjektiver Wahrnehmung jetzt zu einem Nachteil, sollte, wie gesagt, über die wenigen Jahrhunderte moderner Lebens- und Wirtschaftsweise nachgedacht werden, ob diese nicht das eigentliche Problem darstellt, anstatt ein evolutionär erfolgreiches Wesen als unvollkommen oder gar ursündhaft zu verleumden.
Und die harten Fakten können durchaus auch als tote Fakten bezeichnet werden, weil zur deren Erhalt energetisch-stoffliche Verhärtungen nötig sind. Im Außen durch ausufernde Archivierung, Überwachung, Zementierung und damit erinnert werden, was längst vergehen (vergessen werden) wollte. Im individuellen Inneren durch Festhalten am Vergangenen, mit den daraus erwachsenden seelischen und körperlichen Erkrankungen. Die derzeit vorherrschende Unfähigkeit, die verrückte gesamtgesellschaftliche Lebens- und Wirtschaftsweise auch als eigene wahrzunehmen, ist guter Beweis für die geistige Verhärtung in diesem eigentlich untragbaren Zustand. Deshalb widersprächen absolut objektive, einmal und für immer festgefügte menschliche Erinnerungen bzw. absolute objektive Wahrnehmungen grundsätzlich dem, was Leben selber ist. Harte Fakten töten auf Dauer, ebenso wie der Versuch, immer objektiv zu sein. Damit werden aus Menschen versteinerte Marionetten geschaffen, die an den Fäden vorgegebener Vorstellungen und Vergleiche zappeln.

Und die sinn- und wahrnehmungswidrige Behauptung von der Unvollkommenheit des Menschen bedarf eines Maßstabes. Diesen liefert entweder die Religion mit dem angeblich vollkommenen Wesen namens Gott (das unerträgliche Gottesbild der Bibel lässt jedoch jegliche Vorstellung von vollkommener Göttlichkeit, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen) oder verschiedene Philosophien. Letztere, insbesondere die der Aufklärung, schufen ein totes Menschenbild, was nicht nur unerreichbar ist, sondern a) den wirklichen, mit Blut und Leben erfüllten Menschen als unvollkommen erscheinen lässt und b) die Wirklichkeit von den Füßen auf den Kopf stellt, indem das unendlich faszinierende Wesen Mensch zu einem dumpfen Automaten gemacht wird und, die Krönung des Ganzen, dies wird gar noch als das eigentliche Ziel der Evolution dargestellt: nämlich als Einsicht in die Notwendigkeit. Was nichts anderes heißt, als Zähne zusammenzubeißen und funktionieren für den eigenen Selbstmord auf Raten. Träume, Muße, Lebenslust und Heiterkeit adé.
Das, was ein totes und tötendes Konstrukt ist, wird als höchstes Ziel der gesamten Evolution des Universums dargestellt. Wie gesagt, das vielleicht erst seit allerhöchstens 500 Jahren.
Und das, was sich in Milliarden Jahren, wenn es denn so war, erfolgreich, ohne Geld, Finanzamt, Staatlichkeit, Lohnarbeit, Schulmedizin usw. unfassbar bunt, vielfältig, schön und lebensgerecht (wie anders auch sonst?) entfaltet hat, wird als unvollkommen betrachtet und soll gar verbessert werden. Welche dumme Anmaßung, welche dreiste Rechfertigung, für eine höchst unvollkommene, menschen- und naturfressende Lebens- und Wirtschaftsweise.

Es darf sich einmal vorgestellt werde, wie verkorkst ein medizinischer Ansatz sein muss, der davon ausgeht, dass durch Umweltvergiftung hervorbrechende Krankheiten, durch weitere Chemovergiftungen ausgeheilt werden könnten. Dass Mikroorganismen nichts anderes im Schilde führen als uns auszurotten. Also erst die sogenannten Segnungen der modernen Schulmedizin, unser Überleben sichern würden. Ja, was ist das denn? Wo war eigentlich die moderne Medizin vor beispielsweise 100.000 Jahren? Wenn deren Behauptungen wahr wären (von einer rechtfertigenden, dreist verfälschenden Geschichtsschreibung unterstützt), dann wären wir auch in diesem Falle längst nicht mehr auf Erden bzw. wohl erst gar nicht entstanden.


Schlussbemerkung

Lassen wir den Vergleich ebenso beiseite wie alle möglichen Behauptungen, dann steht der Mensch für sich selbst, ebenso wie jede Tier- und Pflanzenart. Weder ein Wurm lässt sich als angeblicher Primitivling mit einem Hund vergleichen, wie sich Birnen eben nicht mit Äpfel vergleichen lassen. Aber uns Menschen vergleichen wir mit Göttern oder abstrakten Vorstellungen. Dann aber ist es unmöglich den Menschen als unvollkommen zu bezeichnen, weil er dann kein mensch mehr wäre sondern etwas anderes. Der Mensch als Mensch ist vollkommen, wie ein Hund oder eine Birne oder ein Wurm für sich selbst vollkommen ist. Es geht ja gar nicht anders.
Somit ist also das, was gegenwärtig als menschliche Schwächen bezeichnet wird, sein Hang nach Muße, Gefühlsbetontheit, Liebe, subjektiver Weltwahrnehmung usw., tatsächlich nicht nur Ausdruck seiner Vollkommenheit, sondern vielmehr noch Ausdruck dafür, dass die wirkliche Welt genau dem entspricht. Sonst, wie gesagt, wären wir nicht gekommen oder längst nicht mehr da. Objektivität und harte Fakten können damit getrost als lebensfeindliche Konstrukte definiert werden. Was längst keine Behauptung mehr ist, wie der gegenwärtige Zustand der menschlichen Gesellschaft zeigt, die ihre Fundamente ja gerade auf rationaler Objektivität und harten Fakten gründet. Erst durch den Versuch, rational und faktenorientiert die Welt beherrschen zu wollen, hat sich der Mensch an den Abgrund seines eigenen Untergangs gezwungen. Der Kampf um Objektivität, um rationaler Vernunft ist der Kampf gegen das Leben. Weshalb auch die gesamte Wirtschafts- und Daseinsweise der so genannten Moderne, sprich Kapitalismus, ein einzigartiges Experiment darstellt, inwieweit der Mensch in der Lage ist, sich selbst und seine Lebensgrundlagen in abstrakte Reichtümer zu verwandeln, also Geldwerten. Die Vernichtung der wirklichen Welt dafür ist kein bedauerlicher Nebeneffekt, der bei gutem (politischen) Willen beseitigt werden könnte, sondern die Weltvernichtung für tote Werte ist Ziel der gesamten Veranstaltung. Und wir alle miteinander haben uns daran gewöhnt, halten's für normal und machen's ganz automatisch mit. Der Ausweg kann daher nur die Abschaffung dieser Lebens- und Wirtschaftsweise zugunsten einer sein, die sich an der sinnlich greifbaren Wirklichkeit, samt unseren Bedürfnissen orientiert. KEINE Utopien mehr und KEINE Vergleiche.

So ist das und diesem gesamtgesellschaftlichem Vernichtungsprogramm ist auch nicht zu entkommen, in dem man esoterisch von „alles ist Liebe“ schwafelt oder den Frieden im Universum bestellt oder seligen Blickes seit 2.000 Jahren auf die Erlösung wartet – eine Zeit, die doch bei einer ach so menschenfreundlichen Religion ausgereicht haben müsste, um das Paradies auf Erden zu schaffen … ach ja, ich vergaß, dass wir Menschen ja unvollkommen sind und mit einer Ursünde behaftet.

Pfui Teufel, welche gemeine Ausrede!

Tja, bloß gut, das zieht nicht mehr wirklich. Wenn wir Ebenbild Gottes sind, sind wir auch seins.
Also was denn nun?


Hendrik Heidler©Scheibenberg, am 2. Februar 2018

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