Scheibenberger Nebelwälder – fotografiert von Hendrik Heidler©

Zweifelzeit

Gedicht von Susann Heidler

geschrieben am 07.11.2016 von Susann Heidler, Scheibenberg

Ungefragt klopfen sie an meine Tür.
Reflexartig öffne ich,
wohlbekannt erscheinen sie mir.
Und nun sitzen sie bei mir,
lümmeln lässig in so mancher Ecke,
fast wie gute alte Freunde.

Zweifelzeit ist wieder angebrochen.
Auf altbekannte Art bewirte ich sie freundlich.
Ausgehungert stürzen sie sich auf jegliche Zuversicht.
Überall in mir breiten sich ihre grauen Schleier aus
und verdecken meine Farben.

Oh wie schwer es mir erscheint,
eine Kerze anzuzünden, nur für mich.
Alles was ich glaubte, schon zu sein,
steht nun wieder auf dem Prüfstand.
Und was höre ich für Einwände,
unermüdlich dringen sie immer tiefer in mir ein.

Meine Seele flüchtet, zieht sich still zurück.
Hilflos füge ich mich in mein scheinbar Schicksal.
Doch vor der Tür schüttelt und rüttelt es mich.
Zweifelzeit droht mit Zerstörung.
Müde und verletzt möchte ich mich ihr ergeben.

Doch vielleicht ist es auch Zeit,
endlich mal das Ruder rumzureißen?
War nicht ich es selbst,
die laut „Hier“ schrie,
als es ging um die Bereitschaft zur Wandlung?

Und nun sind sie alle gekommen.
Zeit, sich zu verabschieden,
von den so lieb gewonnenen Zweifeln,
welche nicht wollen, dass ich leuchte.
Doch es ist ja mein Zuhaus,
ich kann entscheiden.

Und das werde ich tun.
Selbst wenn ich noch nicht alle verabschieden kann.
Zweifelzeit darf schon sein,
aber nicht um jeden Preis.

„Also, trinkt schnell aus und verlasst die warme Stube.
Denn ich reiße auf die Tür,
und der kalte Herbstwind stürmt herein
und bläst euch hinaus.“

Susann Zill        6.November 2016

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