Wo sind die guten Träume hin?
Mich erschrecken die aalglatten Kriegstrommler ohne Hirn und Verstand
geschrieben am 11.04.2025 von Hendrik Heidler, Scheibenberg
Wo sind die guten Träume hin?
Mich erschrecken die aalglatten Kriegstrommler ohne Hirn und Verstand
Der für seinen menschlichen Traum ermordete Martin Luther King war offensichtlich eine Gefahr für die herrschende ungerechte Ordnung – wie so viele andere beseitigte Träumer beiderlei Geschlechts. Diese unmenschliche Gesellschaft besteht bis heute und wie es aussieht, verwildert sie in ihrem Verfallsstadium zusehends. Daher möchte man meinen, das Träumen bzw. die Träumer von einer menschlichen, gerechten und für alle Menschen erstrebenswerten Lebensweise Konjunktur haben sollte – aber zumindest sichtbar ist davon so gut wie nichts. Oder erschöpfen sich die Träume inzwischen in der Hoffnung selber in Ruhe gelassen zu werden, in den zunehmenden Katastrophenszenarien mit heiler Haut davon zu kommen? Sind es vielleicht Träume davon, dass es Andere schon richten werden, politische Parteien mit Ihren (Ver-)Führern? Oder das Universum, Außerirdische, Engel oder der strafende Gott, welche Kinder auf die Erde schicken, die die Scheiße ihre Ahnen dann wieder in Ordnung bringen. Träume davon, dass es schon gut werden wird, es hat ja bisher geklappt? Was doch überhaupt nicht stimmt, zumindest für jene, welche auf der Strecke blieben, im Krieg oder Hungers oder durch Krankheiten ins Gras bissen? Ich staune immer wieder, wie es beispielsweise nach dem bisher letzten großen Weltkrieg einfach mal so weitergehen konnte, OHNE die gesellschaftlichen Ursachen für deren Ausbruch zu beseitigen. „Es ging ja noch mal gut“, sprachen die Überlebenden. Und jetzt, wo der X-te Krieg als Fortsetzung der alltäglich gewohnten wirtschaftlichen Konkurrenz mit tödlichen Mitteln tobt, die Atomstreitkräfte aller Nuklerarmächte rund um die Uhr in höchster Alarmbereitschaft stehen, wird wieder davon geträumt, dass es irgendwie gut gehen werde. Das darf doch eigentlich nicht wahr sein. Sogar von Therapeuten, Gläubigen und sonstigen Menschenfreunden höre ich zu meinem Entsetzen, dass erst unzählige Menschen sterben müssen, ehe eine menschliche Welt mit den Überlebenden aufgebaut werden könne – natürlich sie selber, weil sie auserwählt seien, schon ein höheres Bewusstsein hätten, über den besseren, ja, einzig wahren Glauben verfügten. Ja, geht’s noch? Wo ist da die Menschlichkeit, die Liebe, von der allenthalben gesprochen wird?. Ist das nicht genau die alltäglich gewohnte Konkurrenz um Geld, Arbeitsplätze, Konsumartikel, Teilhabe, Macht usw., aber bloß in schöne, spirituelle oder naturgesetzliche Worte gehüllt? In meinen Augen sind das Albträume zur Selbstrechtfertigung der eigenen Bevorteilung.
Es fällt offenbar leichter, die gesellschaftlichen Krisen-, Kriegs-, Krankheits- und sonstigen Elendsursachen als naturgegeben hinzunehmen: „sie waren schon immer so“, weshalb man selbst logischerweise nichts daran ändern könne. Und die es trotzdem versuchen, gelten wahlweise als gefährliche oder lächerliche Träumer. Weil aber das allgemeine Desaster nicht mehr übersehen werden kann (bei Leugnung von dessen Ursachen) und die bürgerliche „Normalität“ wieder hergestellt werden soll, wird die Schuld allzu gern in anders seienden Menschen gefunden. Also ob das jemals etwas zum Besseren geändert hätte. Alle Versuche Menschen statt gesellschaftliche Ursachen zu beseitigen führte zu noch mehr Leid und Elend. Wie anders könnte es auch sein, bei einem gemeinschaftlichen Wesen, wie es der Mensch nun einmal ist? Immer wieder das Gleiche, seit Jahrhunderten, bloß der eigentlich Schuldige, die kapitalistischen Verhältnisse von Konkurrenz und Geldvermehrung, die dürfen es keinesfalls sein … selbst wenn wir für deren unseligen Erhalt die Welt in die Luft jagen. Eigentlich sollte doch irgendwann begriffen werden, dass dieser Weg nichts bringt und sogar alles zunehmend verschlimmert. Fast scheint es als hätte sich die Menschheit in Albträume verliebt und mag sie nicht mehr lassen – Krieg ist Frieden …
Also wo sind sie, die guten Träume, die von einer menschlichen Welt, vom friedlichem Miteinander ohne alltäglicher Konkurrenz? Wo ist er denn hingeraten, in welche finsteren Winkel wurde der gute Traum gesperrt, der Traum von:
- einer behütenden Gesellschaft, die es gewohnheitsmäßig ermöglicht ganz bei sich selbst bleiben zu können (ohne gleich in finanzielle Not zu geraten).
- der Normalität, unbeschwert seinen Neigungen nachgehen zu dürfen.
- einer Lebensweise, in der die Anderen nicht mehr zur gegnerischen Gefahr für die eigene Existenz werden.
- einem bedingungslos gewollten Dasein, wo es weder Geld, Besitz noch Beziehungen braucht um sein Lebensrecht beweisen zu müssen.
- einem Alltag, in der weder Anpassung, Unterordnung, Kriecherei, Denunziation und Nach-dem-Maul-Rederei karrierefördernd wirken.
- der Entscheidungsfreiheit, selbst seine erfühlende Tätigkeit wählen zu können, ohne wegen Geldbesitzes zu ungeliebter Lohnarbeit gezwungen zu sein.
- der bedingungslosen Erfüllung aller natürlichen und kulturellen menschlichen Bedürfnisse ohne Partei-, Leistungs- und Besitznachweis.
- einer Lebensweise, worin der Daseinsgrund jedes Einzelnen erlebt und erfüllt werden kann und dieser zugleich nicht mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Konflikt gerät.
- einer Normalität wo individuelle Träume und deren Erfüllung Voraussetzung für die Funktion der gesellschaftlichen Beziehungen sind, anstatt deren Verhinderung.
- gesellschaftlichen Beziehungen, die erfüllendes Erleben und erfahrbare Lebenslust voraussetzen und erfordern, also Grundlage einer funktionierenden Gemeinschaft sind und unmenschliche Widersprüche zwischen Einzelnen und der Gemeinschaft nicht Norm und Notwendigkeit sind, wie es derzeit ist.
Und noch einmal frage ich mich, wo sind all diese Träume nur geblieben? Diese wirklich menschlichen Träume, die vor 500 Jahren auf den Fahnen der Bauernkrieger standen und heute, nach einem so genannten Fortschritt offenbar vergessen oder vergessen gemacht wurden? Diese erneut und wieder neu zu erträumen, sie der Vergessenheit ebenso wie der angeblichen Unsinnigkeit zu entreißen, ist in Anbetracht des Weltzerstörungspotenzials heutiger gesellschaftlicher Krisenwirklichkeit (und nicht nur hinsichtlich des Militärs) schlicht notwendig, um nicht nur unser heutiges Überleben und das zukünftiger Generationen zu sichern, sondern sogar vergangenen Generation durchs Ende der menschlichen Zivilisation nicht ihres Sinns zu berauben.
Deshalb ist menschliches Träumen unersetzlich wichtig, selbst wenn einem Lächerlichkeit oder Anfeindung entgegen schlägt.
Das unmöglich Erscheinende wird unmöglich gemacht, wenn es für unmöglich gehalten wird.
Hendrik Heidler am Scheibenberg, wegen des inzwischen unüberhörbar geworden Lärms fanatisierter Kriegstrommler – 27.03. bis 11.04.2025