Tabus
Der Tanz ums „Goldene Kalb“ oder das Schlachten „Heiliger Kühe“
geschrieben am 12.10.2022 von Hendrik Heidler, Scheibenberg
Tabus
Der Tanz ums „Goldene Kalb“ oder das Schlachten „Heiliger Kühe“
Von Hendrik Heidler
Vorab mein Selbstverständnis als Therapeut
Manche fragen sich vielleicht, weshalb ich in meinen DenkZetteln öfters gesamtgesellschaftliche Kritiken thematisiere. Das ergibt sich schlicht aus der Tatsache, dass
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wir Menschen gleichzeitig individuelle UND gesellschaftliche Wesen sind und keine einzeln herumstreunenden Raubtiere (Konkurrenzungeheuer), wie uns häufig entsprechend des Zeitgeistes weisgemacht wird.
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es mich als Therapeut umtreibt, wenn ich erfolgreich behandelte Klienten wieder in die selben krankmachenden gesellschaftlichen Umstände zurückgehen sehe, aus denen häufig wegen des Lebensfinanzierungszwanges nicht bzw. nur graduelles Entkommen möglich ist.
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ganzheitliches Heilen nur dann denk- und machbar ist, wenn das menschliche Wesen ganzheitlich wahrgenommen wird, seine individuelle UND gesellschaftliche Daseinsform beachtet und daher eine kranke und deshalb krankmachende Gesellschaftsform gerade von Therapeuten kritisch betrachtet und entsprechend mitgewirkt wird, diese zu ändern oder im jetzigen Zustand abzuschaffen und mit einer menschen- und naturgerechten Form zu ersetzen.
Vorstehendes betrachte ich als Therapeut (und als Mensch) als meine grundsätzliche Aufgabe. Anderenfalls empfände ich mich als zynischen Heuchler, der meinen Klienten etwas vormacht, was er nicht einhalten könnte. Und selbst wenn ich damit keine gesellschaftliche Wirkung erzielen würde, will ich im Angesicht meines dereinstigen Endes beruhigt sagen können: „Ich habe es wenigstens versucht!“ … vor allem jetzt in Anbetracht des offenkundig blindwütigen Wahnverhaltens der transatlantisch-westlichen „Menschenfreunde“, insbesondere von deren machthabenden zutiefst narzisstischen „Eliten“, die nichts anderes kennen (und können) als Lug, Hass, Zwang und Gewalt.
Wenn ich die aktuellen Nachrichten betrachte, sehe ich nichts anderes als Selbstzerlegung durch stures rechthaberisches Festhalten an die eigene Einzigartigkeit und das vertretene System (schuldig sind alle anderen). Was sehr gut mit krankhaftestem Narzissmus OHNE Krankheitseinsicht beschrieben werden kann (über die zerstörerische Kraft narzisstischer Verhaltensweisen in Bezug zur jetzigen Gesellschaftsform siehe hier: www.soziale-notwehr.net).
Tabus brechen, Heilige Kühe schlachten
Wenn wir als menschliche Gesellschaft überleben und damit unendliches Leid verhindern wollen, dann bleibt uns nichts anderes übrig als „Heilige Kühe“ zu schlachten und den Tanz ums „Goldene Kalb“ zu beenden. Mit diesen meine ich gesellschaftliche Grundlagen, welche als unabänderliche Naturgesetze erscheinen, obwohl sie in geschichtlichen Prozessen von Menschenhand geschaffen wurden. Bemerkenswert dabei ist, dass echte natürliche und unabänderliche Gegebenheiten viel eher für die Folgen menschlicher Verirrungen gehalten werden, wie beispielsweise die Sonne. So sei die Sonne schuld an der Entstehung von Hautkrebs und dabei scheint doch die Sonne so lange, wie die Erde besteht. Ohne ihr gäbe es kein Leben, auch kein menschliches. Nach elfmonatigem Büroaufenthalt nunmehr im Urlaub sich in 14 Tagen braun brutzeln zu lassen kann eigentlich schwerlich der Sonne in die Schuhe geschoben werden (hinzu kommen so genannte Sonnenschutzmittel, welche oft genug hervorragende Rollen bei der Entstehung von Krebs in Zusammenhang mit stundenlangem Sonnenbad spielen können – was standhaft verdrängt wird). Aber nein, die Sonne ist schuld und nichts anderes. Doch genau solch fadenscheiniges Denken ist weit verbreitet, Zeitgeist sozusagen.
Dieses Beispiel ist mir Einleitung, um auf das viele Unverständnis überzuleiten, wie denn jetzt noch, im 21. Jahrhundert so viel Gewalt auf Erden herrschen kann, bei all dem (angeblichen) Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Mit der beginnenden Neuzeit vor etwa 500 Jahren sei es doch mehr oder weniger stetig aufwärts gegangen. So die allgemein anerkannte Weltsicht. Um diesen Mythos zu glauben, muss jedoch ziemlich viel ausgeblendet werden – und ich bin mir sicher, dass spätestens jetzt bei manchen Lesern, wenn ich von Mythos schreibe und von ausgeblendeten Themen, Widerspruch aufkeimt. Aber sei's drum, schließlich liegt es mir am Herzen, meinen Beitrag zu leisten, um nicht nur das vorhandene Leiden hierzulande und erst recht weltweit lindern sondern die anstehende Gefahr unserer gesellschaftlichen Vernichtung verhindern zu helfen. Denn aus meiner Sicht ist das nur möglich, wenn wir die verinnerlichten und alltäglich unbewussten und doch allgemein anerkannten Triebkräfte für Zwang, Täuschung, Unterdrückung und Kriege sichtbar machen (und erst dadurch beseitigen können).
Von diesen Triebkräften für unsägliches Leid erwähne ich anschließend nur die drei wesentlichsten. Diese sind gleichzeitig auch die am meisten positivierten und als unabänderlich anerkannten. Es sind Lohnarbeit, Mehrwert und Konkurrenz.
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Lohnarbeit
Laut Umfragen betrachten mehr als 50 Prozent der Deutschen ihre Tätigkeit als ohne Sinn. Sie gehen nur wegen des nötigen Lohns auf Arbeit. Und wieviele von der anderen Hälfte lieber etwas anderes machen würden, wenn sie kein Geld bräuchten bzw. sich die Welt nicht gut zurecht reden, bleibt im Dunkeln. Außerdem wird oft genug das zum Beruf gemachte Hobby zur Last, wenn nun damit das tägliche Brot verdient werden muss.
Dennoch wird diese Form von Arbeit, wie sie in der gegenwärtigen Gesellschaftsform vorherrscht, größtenteils als unabänderliches Naturgesetz betrachtet. „Arbeit habe den Menschen geschaffen.“, heißt es.
Lohnarbeit, wie wir sie kennen, ist die Form, mit der aus menschlicher Lebenskraft durch Bemessung der verbrauchten Lebenszeit per Arbeitszeit Wert, also Geld geschaffen wird. Einen konkreten inhaltlichen Sinn hat diese Beschäftigung nicht – es geht nur um den unmenschlichen Selbstzweck der Geldvermehrung. Nur so kann Kapitalismus existieren
Nebenbei bemerkt sei die Tatsache, dass mit dem Wertverfall des Geldes, der Verlust des Selbstwertes von Individuen und der Gesellschaft einhergeht. Zunehmend wird alles als sinnlos empfunden – auch, weil scheinbar keine Veränderungen möglich sind, ganz gleich wie verrückt die Entwicklung geworden ist (samt der Entscheidungsträger in Politik, Medien usw.).
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Mehrwert
„Die Einnahmen müssen die Ausgaben übertreffen.“ Wer diese Aussage anzweifelt, dem wird unterstellt, nicht mehr ganz dicht im Oberstübchen zu sein. Und doch ist das Prinzip der Geldvermehrung, des Profitstrebens, der Unterwerfung der gesamten menschlichen Weltgesellschaft geschichtlich eine ziemlich junge Erscheinung von vielleicht 500 Jahren. Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte wurden gesellschaftlichen Beziehungen anders gestaltet.
Außerdem funktioniert dieses Grundprinzip des Kapitalismus nicht mehr so richtig, weil er nicht mehr genug menschliche Lebenskraft per Arbeit in Mehrwert (Geld) verwandeln kann. Das liegt an der Konkurrenz, welche zur hochproduktiv-technologischen Freisetzung von menschlicher Arbeitskraft treibt.
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Konkurrenz
Der Krieg jeder gegen jeden, mal alltäglich geregelt mal mittels Krieg ist die Triebkraft des Kapitalismus und nichts anderes ist die Konkurrenz, schönredend als Wettbewerb bezeichnet. Und um im alltäglichen Wettbewerb zu bestehen, muss man besser, schöner, rücksichtsloser, täuschender usw. als andere sein … und mittels hochproduktiver Technologien effektiver als die Konkurrenz. Das trifft für einzelne Menschen genauso zu wie für Unternehmen, Parteien, Vereine, Gemeinden und auch Länder. Dabei wird um den gesamtgesellschaftlich hervorgebrachten Mehrwert konkurriert.
Das funktioniert solange halbwegs friedlich und per bürgerlichem Gesetz „zivilisiert“ geregelt, solange noch mehr Wert geschaffen werden kann, also dieses System noch entwicklungsfähig ist.
Versiegt diese „Lebensquelle“ des Systems (und die Gesamtwehrwertmenge schrumpft), beispielsweise indem statt menschlicher Arbeitskraft (Lebenskraft) Maschinen produzieren, verfällt der Wert an sich als Grundlage der Systemfunktion. Und genau das geschieht seit dreißig, vierzig Jahren durch die computerisierte Rationalisierung der Arbeitsprozesse, angetrieben durch die Konkurrenz. Neue Märkte benötigen nicht mehr wie früher (bis Anfang der 1970er Jahre) die durch Rationalisierung freigesetzten Arbeitskräfte an neuer Stelle (die mikroelektronisch-computerisierte Produktivkraftsteigerung ist dafür einfach zu hoch und das kapitalistische System dafür zu eng). Die Konkurrenz treibt zu immer neuen, produktiveren arbeitsärmeren Technologien, um billiger als der Mitkonkurrent anbieten zu können. Damit wird menschliche Arbeit abgeschafft und damit bringt sich das kapitalistische System selbst um.
Innersystemische Gründe für zunehmenden Zwang und Krieg
Vorstehendes musste ich noch einmal zusammengefasst beschreiben um zu verdeutlichen, was jetzt geschieht. Die Konkurrenz hat zu einer explosiven Entfesselung computerisierter Rationalisierungseffekte und damit zu einer solchen automatisierten Produktivkraftsteigerung geführt, so dass gerade unzählige mehrwerterzeugende Arbeitsplätze weggefallen sind. Dienstleistungen und sonstige konsumierende Arbeitsplätze schaffen ebensowenig Mehrwert, wie Gewinne aus Ein- und Verkäufe an Börsen oder im Handel. Damit schrumpft die gesamtgesellschaftliche Mehrwertdecke genauso wie Konsumenten wegfallen, die Warenwerte wieder in Geldwerte verwandeln und damit den geschaffen Mehrwert zu Geld machen. Bildlich ausgesprochen wird der verteilbare Mehrwertkuchen sowohl für einzelne Menschen wie für die gesamte Menschheit immer geringer. Damit wird automatisch die Konkurrenz darum härter, wie Jeder selbst in den vergangene Jahrzehnten beobachten konnte. Nun, da es sogar zusätzlich zum Verfall der Mehrwerterschaffung zu explosiv-politischen Zerstörungserscheinungen von Wert kommt (Lockdowns, Impfkampagnien, Rüstungskreditierung, Doppelwümmse usw.), kippt die alltägliche Konkurrenz in die Vernichtungskonkurrenz im Weltmaßstab um. Das wird solange zunehmen, solange Konkurrenz, Lohnarbeit und Mehrwertschöpfungsprinzip (und einige andere solcher Grundprinzipien) nicht infrage gestellt und daraus folgend abgeschafft werden oder diese Vernichtungskonkurrenz eben in der weltweiten atomaren Selbstvernichtung der menschlichen Gesellschaft mündet.
Konkurrenz ist ihrem Wesen nach immer und unabänderlich Vernichtung – manchmal alltäglich-demokratisch verborgen (seelisch, Lebensträume, durch Krankheit, mit Armut usw.) oder einander mal offen gewalttätig-diktatorisch (besonders wie jetzt durch Krieg und/oder z. B. durch Corona-Zwangsmaßnahmen).
Und darum sind diese „Heiligen Kühe“ zu schlachten, erst einmal im eigenen Kopf und dann gemeinsam auf menschliche Weise gesamtgesellschaftlich. Ohne diesen unbewusst-automatisierten „Tanz ums Goldene Kalb“ erkennen zu wollen, werden wir uns zu Tode stampfen.
Und folgendes ist gar nicht überheblich arrogant gemeint, weil ich es an mir selbst zur genüge kenne und stets von neuem an mir beobachte, wie sehr ich diese Prinzipien selbst verinnerlicht habe: Wenn Sie bei diesen Ausführungen Unwohlsein, Widerspruchsgeist und dergleichen spüren, dann ist es genau die Angst vor dem Unvertrauten, die Angst, das Gewohntes stirbt. Es ist also ein Zeichen, dass sich dahinter Heilung verbirgt, Heilung von einer Zumutung, die wir als normal empfinden und doch uns wie Krebs in den Tod führen kann. Die Frage, die vor uns allen steht ist die: „Wollen wir leben und dafür Tabus brechen oder für den Erhalt von sterbenden Tabus unsägliches Leid per Selbstvernichtung in Kauf nehmen?“
Ich weiß, was ich will!
Hendrik Heidler, 10.10.2022