Soziale Notwehr gegen narzisstische Allmachtsansprüche (Foto: shutterstock)

Angst und Bange

Was ist dran an den Gerüchten über die Reduzierung der Menschheit

geschrieben am 22.04.2021 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

Angst und Bange
Was ist dran an den Gerüchten über die Reduzierung der Menschheit

Von Hendrik Heidler

Von verschiedenen Seiten erreichen uns Fragen und Nachrichten zu unglaublichen Absichten machthabender Funktionäre. Aus den verordneten Corona-Maßnahmen heraus soll die Reduzierung der Menschheit erfolgen. Als therapeutisch Tätige und fühlende Menschen nehmen wir die damit einhergehenden Ängste sehr ernst, genau so wie die Möglichkeit der Realisierung solch unglaublicher Szenarien, denn: in anderen Teilen der Erde ist manches davon längst Realität! Die Ängste sind da, also müssen sie ernst genommen und sich mit deren Ursachen auseinandergesetzt werden.

Bevor ich aber meinen Standpunkt dazu vorstelle, füge ich hier das gekürztes Zitat eines so genannten Regierungsberaters ein, welches mir heute morgen zugesandt wurde. Das Problem wird damit ziemlich klar und durchaus verstörend auf den Punkt gebracht:

»In der Zukunft werden wir einen Weg finden müssen, die Population zu reduzieren. Wir fangen mit den Alten an, (...) dann die Nutzlosen, (...) schließlich die Dummen. (...) Wir werden sie los, indem wir sie glauben machen, dass es zu ihrem eigenen Besten ist. (...) Wir werden etwas finden oder verursachen, eine Pandemie (...), ein Virus, das die Alten oder die Fetten befällt, (...) die Ängstlichen und Dummen werden daran glauben und sich behandeln lassen. Wir werden dafür gesorgt haben, dass die Behandlung vorgesehen ist, eine Behandlung, die die Lösung sein wird. Die Selektion der Dummen erledigt sich dann von selbst: Sie gehen von selbst zur Schlachtbank.«
Jacques Attali, Die Zukunft des Lebens. Die Antwort der Wissenschaft. Salomon, Michel [Hrsg.] Wien 1981.

Ob der Autor dieser Zeilen böswillig und krank war oder falsch zitiert wurde und diese Gedanken mahnend äußerte, kann ich nicht beurteilen. Viel wichtiger sehe ich die unbewussten Automatismen, die Menschen zu solchen Schreckensvorstellungen bzw. schrecklichen Lösungsvorschlägen treibt und dabei noch glauben, sie tuen der Menschheit einen Gefallen … ähnlich, wie ich es den derzeit Regierenden bestenfalls unterstelle. Die Erklärung ist recht schlicht: Wird ein zur Lösung herangereifter Zustand nicht erkannt, verdrängt oder versucht mit untauglichen Mitteln aus der Welt zu schaffen, kehrt er doppelt und dreifach von hinten zurück und macht sich zunehmend chaotischer bemerkbar. Wird dennoch nicht von der Wurzel her das Problem gelöst, werden sowohl die allgemeinen Zustände immer unerträglicher als auch die untauglichen Lösungen immer verrückter. Es schaukelt sich ein zerstörerisches Potenzial zunehmend hitziger in die Höhe, bis es entweder endlich eine problementsprechende Lösung gibt oder schlimmste, unsteuerbare Entladungen erfolgen. Viele wissen, wie so etwas abläuft. Werden Probleme in sich hineingefressen, kommt es auf Dauer entweder zu seelischen oder körperlichen Leiden (Burn out, Depressionen, Krebs usw.) oder zu Wut- und Gewaltausbrüchen. Für eine Gesellschaft wie die heutige, mit ihren Zerstörungspotenzialen ist das natürlich kreuzgefährlich für den Bestand der Menschheit.

Was wir jetzt mit den aktuellen Corona-Maßnahmen beobachten können, ist die Tatsache, dass die herrschenden Eliten infolge der Leugnung des begonnenen Systemzusammenbruchs versuchen, dass System nicht nur mit allen Mitteln retten zu wollen, sondern auch völlig gewiss sind, es erhalten zu können, weil angeblich kein anderes möglich sei, ja, sie es sogar für das Beste aller Zeiten halten. Ich unterstelle sogar einer Anzahl von ihnen, dass sie nach bestem Wissen handeln. Damit nehme ich sie nicht aus der Verantwortung, sich jedem anderen Wissen zu verweigern und deshalb Schuld auf sich zu laden. Ihr fatalster Irrtum scheint mir aber zu sein, dass dieses System ewig entwicklungsfähig sei und es nicht an sein historisches Ende gekommen sein könnte, obwohl wir exakt das zur Zeit erleben.

Alle diese Maßnahmen, inklusive der womöglich in Erwägung gezogenen Vorhaben angeblich wertloses Leben zu minimieren, resultieren demzufolge aus der Leugnung der eigentlichen Ursachen des Systemzusammenbruchs (Wertverfall) und deren Projektion auf einzelne Menschen und Gruppen sowie aktuell den Viren. Damit werden vermeintlich „Schuldige“ gewählt, gegen die man große Spiegelfechtereien veranstalten kann OHNE gegen die Wurzeln des Übels vorgehen zu müssen. All das damit verursachte Leid wie auch die riesigen Aufwendungen müssen „leider, leider in Kauf genommen werden“. Alles falsch! Vielmehr steht unbedingt die Überwindung dieses elenden Systems an und nicht die künstliche Intensivtherapie durch mögliche Bevölkerungsreduzierungen.

Weshalb aber kommen solche Gerüchte überhaupt hoch? Nun, sie sind nicht aus der Luft gegriffen sondern begleiten das kapitalistische System spätestens seit Thomas Robert Malthus (1766 - 1834) und seiner Theorie von der so genannten „Malthusianischen Katastrophe“ oder „Malthusianischen Falle“. Diese auch schlicht „Bevölkerungsfalle“ genannte Ideologie taucht immer wieder wie ein Gespenst bei vielen kapitalistischen Krisen auf und spielte auch allgemein immer wieder eine Rolle in der Modernisierungsgeschichte, wie nicht zuletzt bei der drastischen Ein-Kind-Maßnahme Chinas zum Ausdruck kommt. (China übrigens, von seinen ökonomisch-gesellschaftlichen Grundlagen her ein unbestreitbar kapitalistisches Land, welches der Geldvermehrung genauso unterliegt wie alle anderen auch.)
Der Kern der „malthusianischen Behauptung“ lässt sich nach meinem Dafürhalten so auf den Punkt bringen: „Es gibt zu viele Menschen, für zu wenige Mittel auf Erden.“ Das sehe ich jedoch als Biologisierung gesellschaftlicher Zustände im kapitalistischen Weltsystems, wo alles anhand von Werten bemessen wird. Hast Du Geld, kannste essen, haste's keins, kannste (ver)hungern. Die alltäglich verhungernden Kinder sterben nicht, weil deren Nahrungsbedarf nicht gestillt werden könnte, sondern weil es nicht rentabel ist und der Lebensmittelmarkt Probleme bekäme. Auf Erden ist mehr als genug für alle da, aber nicht für ein System, welches Menschen nur dann ernähren kann, wenn soviel Mehrwert anfällt, dass als „Abfallprodukt“ Geld dafür übrig ist. Das war für die gesamte Menschheit unter diesen systemischen Verhältnissen niemals der Fall, und jetzt, da die Mehrwertgenerierung infolge computerisierter Höchstproduktivitäten immer weniger gelingt, erst recht nicht. Anstatt aber das Nadelöhr der Finanzierbarkeit zu beseitigen, wird vielleicht wirklich ins Auge gefasst, alle diejenigen Menschen, welche weder Wert besitzen noch Wert schaffen können entweder auf absolutes Armutsniveau zu halten oder gar unauffällig indirekt sterben zu lassen – siehe obiges Zitat.

Ob es tatsächlich umfassend verwirklicht werden wird, weiß und hoffe ich nicht. Aber eines sollten wir uns sicher sein: für den Erhalt dieses Systems dürften sich durchaus fanatisierte Funktionäre finden, jedes Verbrechen im Namen von Gemeinwohl, Gesundheitsschutz und Menschlichkeit zu begehen … falls sich kein nennenswerter Widerstand dagegen entwickelt.

Leider existieren nicht nur innerhalb der Eliten sondern auch in breiten Bevölkerungsschichten viele solcher Gewissheiten von unwertem Leben und der „schuldhaften“ Überbevölkerung … natürlich nur bezüglich der wie „wild heckenden“ Andersfarbigen. Was ganz offen ausgedrückt wird und z. B. daran sichtbar wird, wie sich manche Deutsche für besser und schützenswerter halten als Menschen anderer Herkunft. Oft sogar sogar Menschen, welche selbst bereits unter der Kategorie „wertlos“ laufen. Viele können sich offenbar nicht in anderer Leid einfühlen bzw. dass sie selbst in eine solche Lage geraten könnten. Auch werden in Seminaren und Coachingveranstaltungen seit langem ganz offen unterschiedliche, angeblich biologisch vorhandene Schichten gepredigt: 20 % Elite, 60 % Durchschnitt, 20 % Bodensatz. Und sehr viele glauben offenbar daran und zählen sich natürlich zur Elite bzw. wenigstens zum erhaltenswerten Durchschnitt. Der Rest, nun gut …

Was bei all dem jetzigen Erschrecken auffällt, ist, dass nun, da plötzlich die längst außerhalb der kapitalistischen Zentren laufenden Bevölkerungsreduzierungen und sonstigen Grausamkeiten näher rücken und zunehmend auch hier für möglich gehalten werden, sich immer noch kein Mitgefühl für die vorhandenen Opfer regt. Blieben die toten Kinder nur farbige, krähte immer noch kein Hahn danach. Wären es Weiße und stürben sie in westlichen Nationen, hätte es zumindest in den vergangenen Jahrzehnten nicht dieses Ausmaß erreicht. Einmal ganz abgesehen von der Tatsache, dass es in früheren Jahrhunderten der kapitalistische „Moderne“ hier genau so schrecklich zuging, wie jetzt anderswo auf Erden. Trotzdem ist der Aufschrei und die offenbar beginnende Auseinandersetzung mit der durchaus möglichen Bevölkerungsreduzierung einerseits auch hier unglaublich wichtig, obwohl es andererseits jedoch verrät, wie scheißegal die Leiden anderer Menschen, Fremder, bisher waren und oft auch noch sind. Dadurch zeigt sich deutlich die tief verinnerlichte Selbstverständlichkeit von Konkurrenz und Egoismus als systemische Denk-, Daseins- und Existenzsicherungsformen. Würden unzählige Menschen hingegen nicht gezwungen, für den Weltmarkt zu produzieren, könnten sie es für sich selbst tun und es gäbe weniger „Überflüssige“, welche für die Verwertung des Werts nicht nur wertlos sind sondern unnötige Kostenfaktoren. Für das Kapital in seinen verschiedenen Ausdrucksformen (Unternehmen, Institutionen, Nationalstaaten usw.) ist es betriebswirtschaftlich sinnvoll und sogar bei Strafe des eigenen Untergangs unbedingt notwendig sie sterben zu lassen, anstatt sie kostenintensiv zu sättigen und am Leben zu erhalten. Das ist die kalte Wahrheit und nicht eine wie auch immer geartete Verteilungsungerechtigkeit, die bei gutem Willen innerhalb des kapitalistischen Weltsystems beseitigt werden könne.

All das sind viele schlechte Nachrichten, ich weiß. Dennoch zeigen die seit 2020 ergriffenen und zunehmend verschärften Maßnahmen, auf welch tönernen Füßen das System inzwischen steht und auch, wie wenig Vertrauen die herrschenden Funktionseliten überhaupt noch in ihr angeblich so einzigartig marktwirtschaftlich-demokratisches Funktionieren haben. Weshalb sonst sähen sie sich zu solchen drastischen Einschränkungen samt der sie alltägliche medial begleitenden Manipulationen gezwungen, liefe das System noch halbwegs automatisch in seinem gewohnt kapitalistischen Gang?
Mit dieser, oberflächlich so genannten „Corona-Krise“ hat sich deutlich, wenn auch in der Form ziemlich überraschend eine historische Tür geöffnet, durch welche die Menschheit endlich die „kapitalistischen Zumutungen der Lebensverwertung“ verlassen könnte … wenn, ja wenn sie sich nicht bis zum brüllenden Wahnsinn im Türrahmen festkrallen würde und schreien: „Nein, ich will da nicht hinaus sondern drinnen bleiben, ich bin's doch so gewohnt.“

  • Aber ist es denn keine schöne Vorstellung, endlich die alltäglich egoistische Konkurrenz, „Jeder gegen Jeden“ hinter uns zu lassen?
  • Wäre es denn nicht wirklich wunderbar, endlich nicht mehr die eigene Lebenszeit mit irgendwelchen Beschäftigungen für Geldlohn verbrauchen zu müssen und auf die wenige Freizeit zu hoffen, um sich ein wenig verwirklichen zu können, obwohl diese meistenteils zu Konsum-, Fitness- und Bildschirmarbeit verkommen ist?
  • Fände denn tatsächlich kaum jemand Gefallen daran, die natürlichen und menschlichen Bedürfnisse ohne Geld, Arbeitszwang und Konsumsucht auch und sogar tausendmal besser als jetzt befriedigen zu können?

Ja, eine vom Zwang der Finanzierung entledigte menschliche Gemeinschaft von freien, selbstbewussten, lebenslustigen und erfüllten Individuen ist möglich und kann gerade jetzt in dieser historischen Krise des alten Systems angegangen werden. Gelingt es einer Mehrheit sich dafür zu erwärmen, es für möglich zu halten und Schritt für Schritt zu verwirklichen, dann werden diese grausamen Phantasien und teils schon Realitäten nicht allumfassende Wirklichkeit.

Darum steht derzeit soziale Notwehr ebenso an, wie der Beginn, vielfältigst neue Daseinsweisen jenseits des jetzigen Einheitssystems zu gestalten.

Dazu lade ich Sie ein: www.soziale-notwehr.net

Hendrik Heidler©, Scheibenberg, 22. April 2021

Kommentare