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„Nicht der Schnee ist Scheiße ...“

Über alltägliche Ursachenverdrehungen

geschrieben am 13.01.2021 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

„Nicht der Schnee ist Scheiße ...“

Über alltägliche Ursachenverdrehungen

Von Hendrik Heidler

Es ist ein Wunder in Weiß, welches in dicken Flocken vom Himmel kommt und die Natur mit einem zauberhaften Mantel kleidet. Meine Begeisterung über dieses natürliche Schauspiel durchbricht Zeit und Raum und verbindet mich mit meinen Kindertagen, so, als ob keine Jahrzehnte dazwischen lägen. Dann geht es raus mit den Skiern und mein Sohn spornt mich an, mit ihm um die Weite über unsere kleine Schneeschanze zu springen. Dabei merke ich schon, dass ich Stürze nicht mehr so leicht wegstecke wie er oder ich damals. Aber was soll's, gerade wenn es kopfüber in die weiße weiche Pracht geht, amüsieren wir uns besonders prächtig. Und dann drängt es mich, meine Begeisterung mit anderen Erwachsenen zu teilen, was oft so gar nicht verstanden wird. Es heißt recht häufig: „Der Scheißmist ... das elende Gekratze am Morgen ... zu Heilig Abend und dann soll es wieder gut sein...“ Wäre ich kein solcher „Schneemann“, würden mich derartige Antworten sonst arg nach unten ziehen. Dennoch mache ich mir Gedanken, weshalb viele Menschen der gegenwärtigen Gesellschaftlichkeit einen solchen Groll auf Natur und unwägbare Wetterereignisse hegen. Ich halte solche Einstellungen für eine Projektion, für die (zumindest unbewusste) Verdrängung der eigentlichen, systemischen Gründe von Unzufriedenheit und verschiedenen Widrigkeiten. Ohne Zweifel ist es unangenehm, beispielsweise jeden Tag beruflich mit dem LKW raus zu müssen, eventuell stecken zu bleiben, überhaupt mit zusätzlichen Aufwendungen sich Lohn und Brot zu verschaffen. Aber kann der Winter dafür, den es in unseren Breiten schon recht lange gibt, länger als die aktuelle Lebens- und Wirtschaftsweise, die keine wirkliche Ruhe kennt, die Menschen zu Beschäftigungen zwingt, welche meist im Widerspruch zu ihren persönlichen Bedürfnissen und den Kräften der Natur?
Überraschenderweise werden die natürlichen Prozesse und Rhythmen kritisch in Frage gestellt aber nicht die gesellschaftlichen Beziehungen als eigentliche Ursache für das ganze Ungemach.

Weitere Beispiele lassen sich spielend finden, wie die sogenannte Novemberdepression, deren Ursache allgemein in der zurückgehenden Tageslänge und den mitunter recht trüben Wetterlagen gesucht wird. Die auf elektrischem Licht beruhenden Möglichkeiten, uns über die Tageshelle hinaus wach und aktiv und beschäftigt zu halten, womöglich mit Kaffee u. ä. unterstützt, werden gar nicht mehr als Ursache für krankhafte psychische Veränderungen in Erwägung gezogen. Der mit diesem Lebensstil einhergehende Verschleiß resultiert jedoch gerade aus dem Bruch mit inneren und äußerlichen Rhythmen, die wir für unsere Gesundheit eigentlich einzuhalten hätten. Auch hier denkt offenbar niemand weiter darüber nach, die gesellschaftlichen Bedingungen dahingehend in Frage zu stellen, um z. B. eine Arbeitswelt zu schaffen, die sich an der Tageslänge und den Jahreszeiten orientieren.

Als hier letztes Beispiel möchte ich, obwohl es mir langsam wegen des politisch-medialen Dauerfeuers zum Halse heraus hängt, das Thema der Infektionskrankheiten aufgreifen. Gewöhnlich leiden gesunde Menschen nicht an solchen und sind auch nicht von Kranken ansteckbar. Entweder es sind immunanpassende Infektionen, die jahreszeitenbedingt nicht nur völlig normal sind, sondern sogar wie eine Art Mauser durchgemacht werden, um uns an den Winter bzw. an denn Sommer anzupassen. Fellbewachsene Tiere machen das äußerlich sichtbar mit Bildung eines Winter- bzw. Sommerfells durch. Mangels eines solchen laufen diese Anpassungsprozesse bei uns Menschen eben etwas anders ab, zum Beispiel mit einer Erkältung. Das geht bei guter Lebenskraft und intaktem Immunsystem recht schnell vorüber. Anders bei geschwächten Menschen, wie durch pestizidhaltige Industriekost, Stress im Berufsverkehr oder durch Überarbeitung bei künstlichem Licht im Schichtsystem. Dann finden sich natürlich Mikroorganismen bzw. Viren ein, die dem Geruch der Schwäche folgen und sich dort niederlassen, wo es sich für sie recht gut leben lässt. Das ist ihr natürliches Verhalten und keine böse Absicht, um Menschen krank machen zu wollen. Erst die Schwäche bzw. Krankheit und dann die Infektion.

Sind ganze Gesellschaften infolge ihrer Daseinsweise auf vielfältige Weise und die Menschen in großer Zahl geschwächt, sollte es niemanden wundern, wenn es vermehrt auftretende Infektionskrankheiten gibt. Doch wieder dürfen sich die Augen ungläubig gerieben werden, weil nun alle gesellschaftlichen Kräfte mobilisiert werden, um Mikroben bzw. Viren zu vernichten anstatt die Gründe im lebensschwächenden System zu suchen. So wird der gemeinschaftliche Kern des Menschseins unter Strafe gestellt, Milliarden in exekutive Gewalt, mediale Täuschung und fragwürdige Impfstoffe investiert, anstatt mit bekannten Mitteln und Möglichkeiten die Lebenskraft samt Immunsystem zu stärken, sowie die eigentlichen Ursachen kritisch zu hinterfragen.
Und die in Krankenhäuser und auf Intensivstationen leidvoll liegenden Kranken werden als Beweis für die gefährliche Bösartigkeit eines Virus missbraucht anstatt endlich einzusehen, dass neben der allgemeinen Lebens- und Wirtschaftsweise gerade auch viele menschenfeindliche Entscheidungen derjenigen Politiker ursächlich verantwortlich sind, welche jetzt salbungsvoll von Gemeinwohl schwafeln. Hätten sie mal nicht über Jahrzehnte das Gesundheitswesen schmal gespart und Krankenhäuser unter gewinnorientierter Rechnungsführung wie z. B. Rüstungsbetriebe gestellt.

Ausreden über Ausreden. Der zauberhafte Schnee und wie darauf reagiert wird, verrät mehr über den lebensfeindlichen Zustand unserer Gesellschaftlichkeit als tausend schöne Worte von Verantwortung und Rücksichtnahme in Form staatlicher Zwangsmaßnahmen.
Ski heil!

Hendrik Heidler©, Scheibenberg, 12. Januar 2021

PS:
Jüngste Demonstrationen vor dem Wohnsitz des sächsischen Ministerpräsidenten haben einen Sturm an Empörungen politischer Würdenträger hervorgerufen. In parteiübergreifender Einigkeit wurde die Verletzung der Privatsphäre verurteilt. So etwas halte ich auch für falsch. Die Privatsphäre sollte aber bei allen Menschen geachtet werden. Daher staune ich, wie alle diese Politiker seit nahezu einem Jahr alltäglich nichts anderes verkünden, durchsetzen und gutheißen, als die Privatsphäre der gesamten Bevölkerung auf schamloseste Weise mit Füßen zu treten und ohne mögliche Alternativen auch nur ansatzweise zu erwägen.

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