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Vorwärts in die Vergangenheit? – Was steht an?

Eine unvollständige Krisenbetrachtung von Hendrik Heidler

geschrieben am 20.05.2020 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

Vorwärts in die Vergangenheit? – Was steht an?
Von Hendrik Heidler

Überblick Inhalt

Weder individuelle Heilung noch gesellschaftliche Normalität kann dort gefunden werden, wo Krankheiten und Krisen entstanden, also in der Zeit vor deren Ausbrüche. Aber genau das wird jetzt erhofft und versucht, ein gefährlicher Irrtum. Die Lösung liegt demzufolge in der Beseitigung der Gründe und Bedingungen, die Krankheiten und Krisen hervorbringen bzw. erhalten.

Was steht an?

Diese Frage ergibt sich, unabhängig von der persönlichen Haltung zu Erregern,  Infektionskrankheiten und den Corona-Maßnahmen bzw. zu deren Lockerungen.

Ich will versuchen, eine sachliche, ideologiefreie Beurteilung aufzuzeigen.

Verflechtung von Krisen

Erst einmal sei festgestellt, dass es die Menschheit derzeit mit mehreren Krisen zu tun hat, die sich gegenwärtig miteinander verflechten. Diese sind neben anderen

  1. die ökologische Krise, zu der die Klimakrise zu zählen ist.
     
  2. die soziale Krise, zu der Gewalt, Vereinzelung, Not und Armut zu zählen sind, wie auch Migrationsbewegungen.
     
  3. die ökonomische Krise, zu der die finanzielle und realwirtschaftliche Wachstumskrise gehören.
     
  4. die medizinische Krise, zu der die Corona-Pandemie zählt.
     
  5. die psychische Krise, zu der die weltweit um sich greifenden Ängste zählen.

Diese, bei weitem unvollständige Aufzählung zeigt das erschreckende Ausmaß herangereifter und ungelöster Probleme, die vor der Menschheit stehen und nur gelöst werden können, wenn schonungslos analysiert wird, worin die Ursachen an Massivität und Zeitgleichheit des Auftretens dieser vielfältigen Krisensymptomatiken liegen. Darauf möchte ich jetzt verzichten und verweise auf viele meiner DENKzettel und dem Buch NARRENSPRUNG, in denen ich die dringend zu lösende, herangereifte Systemkrise des kapitalistischen Weltsystems als Ursache beschreibe. (Zu erwähnen ist, dass jede Gesellschaftsform, die solche Krisen hervorbringt als unmenschlich bezeichnet werden darf, egal wie sie sich nennt oder schön darstellt.)

Ist-Zustand

Die pragmatische Betrachtung des Istzustandes und was sich daraus ergibt.

A) Wir haben eine massive, unleugbare gesellschaftliche Krise. Diese fiel nicht aus heiterem Himmel sondern ergab sich aus einer Vorgeschichte. Auch diese Aussage dürfte nicht zu leugnen sein. Und diese Vorgeschichte ist mit der sogenannten Normalität gleich zu setzen, bevor die Coronamaßnahmen verordnet wurden.

B) Es ist bezüglich der Coronamaßnahmen infolge der verbreiteten Informationen zum Rückgang von Infektionen und Sterbenden eine verbreitete Lockerung der genannten Einschränkungen zu beobachten.

C) Weiterhin nehmen Proteste und Meinungsäußerungen zu, die sowohl die Lockerungen kritisieren als auch die Fortführung der Coronamaßnahmen.

D) Nahezu ausnahmslos haben beide, unter Punkt C erwähnten Tendenzen zum Ziel, den Zustand vor den Einschränkungen wieder herzustellen.

E) Weiterhin scheint es Tendenzen zu geben, nach der Coronapandemie neue gesellschaftliche Zustände herbeizuführen, wie dauerhaft neue soziale Umgangsformen (Verzicht auf Hände geben, Mundschutz,) und intensive staatliche Überwachung samt Strafmaßnahmen.

Was steht also an?

Schlicht die Entscheidung, was getan werden kann, um solche dramatischen Krisen wie die jetzige, und zwar unabhängig davon ob ein Virus nun gefährlich ist oder nicht, künftig zu vermeiden. Die Gefährlichkeit sei also für diese Betrachtung beiseite gelassen und nur der Fakt an sich genommen:
Es gibt eine Krise!
Diese Feststellung ist ebenfalls unabhängig davon, ob die Krise bewusst politisch ausgelöst wurde, ob es medizinische oder „herrschaftliche“ Gründe gibt. Krise ist Krise und dafür gibt es Gründe/Ursachen.

Vier mögliche Zukünfte

Um herauszufinden, wie es zukünftig weitergehen soll, bieten sich vier Möglichkeiten an:

  1. Voraus in die Vergangenheit. Also den kapitalistischen Normalzustand (was das auch immer sei) wieder herzustellen, wie wir ihn vor der Krise kennen.
     
  2. Zunehmend diktatorische Maßnahmen zu veralltäglichen, wie wir sie jetzt während der Krise erleb(t)en und diese bei weiteren, auftretenden Pandemien u. dgl. m. zu verschärfen.
     
  3. Eine andere Gesellschaftsform (Daseins- und Wirtschaftsweise) zu gestalten, die all die Gründe für die Krise beseitigt.
     
  4. Aus Angst vor Infektionen, den gesamtmenschheitlichen Selbstmord bewusst herbeizuführen (ähnlich wie von einzelnen Menschen bekannt, die der unaushaltbar gewordenen Angst den Tod bevorzugen). Diese Möglichkeit betrachte ich selbstredend nicht.

Zum Verständnis, welche Möglichkeit ich von diesen vieren als einzig sinnvolle und menschliche wähle, ein Ausflug in die Medizin.

Neues Heilsein oder Vorwärts in die Vergangenheit

Die gewohnte, schulmedizinische Herangehensweise an Erkrankungen ist die der Gegnerschaft. Die Erkrankung erhält einen Namen und wird als Krankheitswesen definiert, welches unabhängig von der einzelnen, ganz und gar individuellen Person existiert. Dazu braucht es natürlich Träger der jeweiligen Krankheit, z. B. Viren. Damit wird legitimiert, die individuellen und allgemeinen Symptome der Erkrankung entweder zu unterdrücken oder zu beseitigen. Es ist aber ein Unterschied, ob der Mensch erkrankt ist oder ob er eine Krankheit hat. Die Behandlung von Millionen und Milliarden Menschen mit dem gleichen Medikament/der gleichen Methode ist durch diese „äußerliche“ Krankheitsbetrachtung zulässig. Sogar zerstörerischste Behandlungen haben damit ihre Berechtigung, weil bei diesem Ansatz bloß die von außen eindringende Krankheit bekämpft wird und nicht der davon betroffene Mensch. Was natürlich nicht möglich ist, weil der Mensch erkrankt ist, der nicht von seiner „Krankheit“ getrennt existiert. Die damit verbunden Auswirkungen, wie Schmerzen, schlimmes Unwohlsein und sogar Lebensgefahren gilt es durchzustehen, um die Krankheit wieder loszuwerden. Die Krankheit, die wie ein eigenes Wesen, wie ein Dämon erscheint, soll entweder aus dem Menschen getrieben oder in ihm vernichtet werden. Das Ziel dabei ist es, den Ausgangszustand vor Beginn des Erscheinens der Erkrankungssymptome wieder herzustellen. Dieser Ausgangszustand ist jedoch genau jener, der die Erkrankung erst hervor brachte. Das Abschneiden, Vergiften, Bestrahlen usw. trifft aus dieser Sichtweise heraus nicht den Menschen sondern die Krankheit. Der Mensch muss nur Willens sein, recht viel Leiden durchzustehen, dann werde er schon gesund.

I) Die Ähnlichkeit im Umgang mit der Corona-Pandemie ist nicht zu übersehen! Ganzen Ländern wird genau das zugemutet: auszuhalten, bis der virale Feind vernichtet ist. Diese Vorgehensweise steht im Widerspruch zum Leben aber im Einklang mit der Bewahrung sinnfeien Wertwachstums.

II) Die Alternative dazu ist die naturheilkundliche Herangehensweise, die davon ausgeht, dass der Mensch erkrankt ist und damit stets seine individuellen Symptome als Wegweiser genommen werden, um ihn nach vorn zu bringen, in einen neuen Gesamtzustand. Also einen, in dem die Gründe für die Erkrankung beseitigt sind. Dies kann nur ein individueller Prozess sein.

Der Unterschied im Umgang mit der Corona-Pandemie liegt auf der Hand und befindet sich im Einklang mit dem Leben aber im Widerspruch mit der jetzigen, auf Wert beruhenden Wirklichkeit des Kapitalismus.

Nichts desto Trotz gilt Punkt I) allgemein als richtig und wissenschaftlich fundiert, Leben gegen Leben aufzuwiegen und in der Vernichtung Heil zu finden. Was offensichtlich einen Mythos schwarzmagischen Denkens darstellt. Deshalb sei die Frage gestellt:

Kann das auf diese, lebensfeindliche Weise erreicht werden?
Natürlich nicht, weil wir Menschen sowohl soziale als auch natürliche Wesen sind und keine Roboter, sosehr dies auch ideologisch für die heutige kapitalistische Gesellschaftsform auf anmaßender Weise vorausgesetzt wird. Beides zu ignorieren, sowohl unsere natürlichen Lebensbedingungen zu zerstören, wie auch unsere sozialen, muss sich in einer Schwächung der Individuen zeigen und damit der Schwächung des Immunsystems.
Somit reifte und reift in der so genannten kapitalistischen Normalität, und noch mehr unter diktatorischen Bedingungen dieses Systems eine massive Schwäche des Immunsystems heran. Das dabei Unterschiede bestehen, brauche ich nicht weiter auszuführen. Umso mehr lässt sich daraus ableiten, aus welchen Gründen bzw. unter welchen Umständen manche Menschen und Menschengruppen besonders anfällig für Infektionen sind. Dafür nur einige Stichpunkte: Existenzangst, industrielle Nahrungsmittel, Armut, Hunger, vergiftende Landwirtschaft, zerstörerische Medizin, Vereinzelung, Konkurrenz, Umweltverschmutzung, Ausgrenzung, rassistische Diskriminierung usw.
Weiterhin darf davon ausgegangen werden, dass die infolge der Corona-Pandemie um sich greifende Angst natürlich das Immunsystem schwächt. Sie konnte so sehr um sich greifen, weil die Menschheit seit langem in diesem Mythos von böswillig angreifenden, unsichtbaren Krankheitserregern befangen ist. Fast scheint es, dieser Mythos wurde ein Sinnersatz für den Sinnverlust der Menschheit hinsichtlich ihres Daseinsgrundes. Das Leben an der Verwertung der Lebenszeit zu koppeln, um den Selbstzweck der Geldvermehrung zu befeuern, muss Menschen in seinen Grundfesten erschüttern und, ohne Übertreibung, wegen des damit einhergehenden Lebenssinnverlustes infektionsanfällig machen.
Damit bleibt nur eine Möglichkeit, die uns zukünftig sowohl vor massenhaften Angstzuständen, Wahnvorstellungen, Wirtschaftszusammenbrüchen und Infektionskrankheiten, also solchen Krisen wie der Corona-Pandemie, bewahrt, der Punkt 3, die Gestaltung einer menschlichen Gesellschaftsform. Leider ist dies weit und breit nicht als Alternative im Blick der Menschheit, sondern, wie gesagt, die Sehnsucht voraus in die Vergangenheit zu gehen und damit den Boden für die nächste und übernächste usw. Krise zu legen. Und, wie es aussieht, in immer schnelleren und dramatischeren Ausmaßen.

Wo finden wir Heilung?

Ob es uns als Menschheit also gelingt, das Naheliegendste zu erkennen und eine neue Zukunft für möglich zu halten und anzugehen, hängt davon ab, ob wir das Leben als Hamsterradbeschleuniger dem Leben als Menschen bevorzugen oder nicht. Die Hoffnung auf den so genannten Normalzustand vor der Krise ist eine ebensolche gefährlich-unmenschliche Entscheidung wie die zu hoffen, mit Zwangsmaßnahmen und gegen das Leben gerichtete Verordnungen gesund bleiben zu können oder im extremem Falle zu überleben.

Sich von der Natur und dem Menschsein zu entfernen, kann uns nur weiter schwächen und demzufolge weiter ängstigen, bis wir womöglich im brüllenden Wahnsinn die unmögliche Möglichkeit Nr. 4, den bewussten Menschheits-Selbstmord vollziehen und uns lieber gemeinsam umbringen als weiter hinter jeder Maske und in jedem Menschen einen potenziellen Feind, Virusüberträger und damit Mörder zu vermuten. Diese Angst ist der Preis für unsere Entscheidung gegen das Leben.

PS:

Auf dem (bisherigen) Höhepunkt der Virus-Pandemie wie auch der Corona-Schutzmaßnahmen sah ich in gleichmütiger Ruhe, die hochtechnologische, weit ausladende Giftspritze am Traktor über die Felder am Scheibenberg ziehen – gesteuert von einem Menschen mit Maske.

Auch das, eine Entscheidung!

Hendrik Heidler©, Scheibenberg, 18. Mai 2020

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