Quelle: Emilio J. Rodríguez Posada / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Die „Heiße-Luft-Krise“

Von Hendrik Heidler

geschrieben am 06.05.2020 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

Die Heiße-Luft-Krise

Satire von Hendrik Heidler

Experten schlagen Alarm, die Temperaturen der Atemluft erhöhen sich derzeit. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist das ein neues Phänomen.

So stiegen die durchschnittlichen Monatswerte seit Februar jeweils um etwa 4 Grad Celsius. Wenn sich diese Werte fortsetzen, werden spätestens im kommenden Jahr Temperaturen um den Siedepunkt des Wassers erreicht werden. Die Experten warnen vor Verschwörungstheoretikern, die diesen Temperaturanstieg als völlig natürlich Erscheinung des Frühlings abtun und meinen, dass sich die Luft im Herbst von allein abkühlen wird. Das gefährdet Leben! Wenn es zu einer Abkühlung im Herbst kommt, dann als Erfolg der Heiße-Luft-Schutz-Maßnahmen. 

Damit die Gesundheitseinrichtungen den vorausgesagten Belastungen standhalten, wurden nun die entsprechenden staatlichen Anordnungen (siehe weiter unten) in Kraft gesetzt. Als mahnendes Beispiel gelten die Zustände in Italien, wo bereits die Luft einen höheren Wert als in Deutschland erreicht hat. Selbst die intensivmedizinischen Behandlungen, bei denen man die nachgewiesenermaßen mit zu hohen Lufttemperaturen in Kontakt gekommenen Patienten rundherum in Eis packt, brachten keine Erfolge. Im Gegenteil, es starben neun von zehn der Personen, was mit dem ungenügenden Kühleffekt des Eises in Verbindung gebracht wird. Bekannte Luftologen schlagen deshalb vor, besonders kaltes Eis einzusetzen. Inzwischen machen sich Sorgen breit, auch in Deutschland könne es zu solch unhaltbaren Zuständen kommen. Doch der Gesundheitsministers beruhigt: Deutschland sei gut aufgestellt. Das zeige sich auch an dem einheitlichen Vorgehen aller Bundesländer und der frühzeitig angeordneten Maßnahmen zur Begegnung mit der Heißen-Luft-Krise. So habe sich der Temperaturanstieg der Luft bereits jetzt, Anfang Mai deutlich verringert. Dies sei den forsch durchgesetzten Abkühlmethoden zu verdanken, wie dem Verteilen von Eis auf allen vielbefahrenen Straßen. Die Kollateralschäden, wie Unfälle durch Rutschen könnten vernachlässigt werden und seien auf Fehlverhalten überhitzter Bürger zurückzuführen. Nach Analysen der von Telekomunternehmen übergebenen Handydaten bestehe ein Zusammenhang der Sterblichkeit durch Unfälle, mit der Weigerung, Atemkühlmasken zu tragen. Weiterhin sei es notwendig, die Erhitzungsketten zu erkennen. So sei bekannt geworden, dass auf illegalen Partys jeder neu hinzugekommene Gast innerhalb weniger Minuten von der heißen Luft angesteckt worden sei, was zu wildem Herumhüpfen auf Tanzflächen geführt habe.

Aus diesem Grund würden umgehend und flächendeckend fünf Mitarbeiter pro 20.000 Einwohner in Gesundheitsämtern eingestellt, die mit Nachtsicht- und Infrarotmessgeräten nach überhitzten Orten und Bürgern fahnden. Außerdem werde die Bevölkerung aufgerufen, alle Fälle zu melden, in denen die typischen Symptome für heiße Luft erkannt werden. Diese sind rote Köpfe, schneller Atem und Schweißausbrüche.
Weitere Maßnahmen, die aufgrund der Expertenmeinung des Heißen-Koch-Institutes (HKI) angeordnet wurden, sind neben dem Tragen der Kühlmasken, die Kontaktsperre von unter 1,5 bis 2 Metern. Wie bekannt, übertrage sich Heiße Luft besonders durch gegenseitiges Anhauchen, durch Berühren mit den Händen und besonders durch Umarmungen. Deshalb sei bis auf Weiteres auch jeglicher Sexualverkehr untersagt. Das gilt besonders für Risikogruppen ab 80 Jahre.

Sollten diese Maßnahmen leichtsinnigerweise zu früh gelockert werden und es in diesem Sommer bereits zu höheren Temperaturen als jetzt im Mai kommen, so sei von einer weiteren Verschärfung der Anti-Heiße-Luft-Maßnahmen auszugehen. So erwägt die Regierung neben dem Verbot, erwärmte Atemluft zu atmen, auch den Einsatz von speziellen Kühlimpfungen. Dabei werden vorgekühltes Kohlendioxid direkt intravenös injiziert. Erste Feldversuche haben hervorragende Ergebnisse hinsichtlich der Immunität gebracht. So seien die Körpertemperaturen ALLER Probanden innerhalb kürzester Zeit auf Raumtemperatur gesunken. Und trotz Beblasen des Kopfes mit heißer Luft, hätte sich der Körper insgesamt nur unmerklich  erwärmt. Die Immunität sei also nachhaltig hergestellt worden. Leider ist mit einigen Nebenwirkungen zu rechnen, die sich jedoch in Anbetracht des Erfolges vernachlässigen ließen, wie Herz- und Atemstillstand.

Verhalte sich die Bevölkerung aber entsprechend diszipliniert, könnten bald die Maßnahmen etwas gelockert werden. Voraussetzung sei aber eine flächendeckende Durchimpfung der gesamten Bevölkerung. Anders gehe es nun einmal nicht, um wieder größere Nähe zuzulassen. So seien Bestattungsunternehmen und Friedhofsbetreiber zuversichtlich, bei Beerdigungen keine Abstandsregeln mehr einhalten zu müssen.
Zusammenfassend gehen Politiker und Luftologen davon aus, dass es nie mehr so sein wird, wie noch im Februar, vor Ausbruch der Heißen-Luft-Krise. Visionäre Experten warnen gar davor, dass es im kommenden Jahre etwa um die gleiche Zeit erneut einen Temperaturanstieg geben wird. Und so bleibt abzuwarten, ob die jetzigen Maßnahmen dafür sorgen werden, dass der Frühling 2021 ausfällt.


PS:
Eine positive Nachricht sei noch hinzugefügt. Die Deutsche Exportwirtschaft habe nach anfänglichen Einbrüchen neue Geschäftsmodelle entwickelt. So würden an heißer Luft Erkrankte in großen Mengen nach Grönland verschifft. Dort sei es möglich, klimagerecht und bei Einhaltung der Abstandsregeln innerhalb kürzester Zeit unter den Gefrierpunkt zu kühlen. Darin sehen Experten die nachhaltigsten Wege, einen Wiederanstieg der Körpertemperaturen zu verhindern.

Satire von Hendrik Heidler©, Scheibenberg, 4. Mai 2020

 

 

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