Fotografiert von Hendrik Heidler©

Anklage

Ich habe diesen Hass, diese Kriegstreiberei so satt

geschrieben am 11.04.2018 von Hendrik Heidler, Scheibenberg

Es ist also (längst) wieder soweit, auch die deutsche Regierung – fanatisierte Arbeits- und Kapitalfunktionäre, wie alle westlichen Regierungen – lechzen nach Krieg und damit bietet wieder einmal Russland die Projektionsfläche für die eigenen Verworfenheiten. Wenn sich auch Geschichte nicht wiederholen kann, so zeigen sich doch erstaunlich ähnliche Denk- und Verhaltensmuster, die beispielsweise zum 2. Weltkrieg führten, insbesondere die Propagandavorbeitungen samt des vertragsbrüchigen Überfalls auf das damalige Sowjetrussland. Wieder wird ein vermeintlich eroberungssüchtiges Land unter Führung eines ebensolchen Ungeheuers gezeichnet, wie damals. Doch anders als vor bald 80 Jahren geht es diesmal nicht mehr um Eroberungen und die gewaltsame Durchsetzung moderner Verwertungsbedingungen, sondern nun rückt der Systemerhalt samt Sieg in einer zunehmenden Vernichtungskonkurrenz absolut in den Vordergrund. Anders als eine hoffnungslos rückwärtsgewandte Linke behauptet, geht es nun darum die gerade noch funktionierenden Arbeits- und Kapitalverwertungsketten abzusichern, dort, wo es sie überhaupt noch gibt. Die so genannte Globalisierung ist ebenfalls kein Ausdruck einer positiven Entwicklung, sondern verräterischer Versuch, den Systemzusammenbruch mit allen Mitteln der Konkurrenz, auch militärischen zu verhindern. Die überall sichtbaren und außerorderlich grausamen Folgen kann sich jeder allabendlich in den Nachrichten anschauen … wenn er bereit ist, die ebenso alltäglichen Lügengespinste einmal beiseite zu lassen.

Die konkurrenzbedingt-mikroelektronische und geschichtlich noch nie da gewesene Produktivitätssteigerung lässt in dramatisch zunehmenden Maße menschliche Arbeit wegfallen. Aber diese ist die einzige Möglichkeit, Mehrwert zu erschaffen. Damit zerstört sich Kapitalismus selbst. Dass sich dann um diese abschmelzende Mehrwertmenge zunehmend geprügelt wird, liegt doch auf der Hand. In diesem ist die Verteufelung Russlands kaum mehr anderes, als einen unliebsam wieder aufgetauchten Konkurrenten platt zu machen. Auch Staaten konkurrieren mit allen Mitteln, um in der Konkurrenz zu überleben. Und während des Systemzusammenbruchs zunehmend und sichtbarer unter der Gürtellinie, selbst gegenüber so genannten Freunden. Die es unter Staaten sowieso nie gab und geben kann.
Leider wird sich diesen, auf der Hand liegenden Fakten weitestgehend verschlossen. Was nicht sein darf, kann nicht sein. Gerade jetzt, nachdem man sich als Sieger des Kalten Krieges sieht, soll das schöne, kapitalistische System nicht mehr funktionieren? Das geht ja gar nicht. Aber genau aus dieser Wirklichkeitsverweigerung heraus müssen dann andere Gründe gefunden werden. Also wieder her mit Feindbildern. Der kleine Mann auf der Straße giftet selbst systemhaft hervorgebrachte Flüchtlinge als Ungeziefer an, der Regierungsfanatiker eben Russland. Für deutsche Politiker verrät das, als selbsternannte Erben des Deutschen Reiches samt dessen Vernichtungsfeldzug gegen Russland eine besondere Verworfenheit. Es kann also wohl nur noch von blindwütigem Fanatismus dieser Staatsfunktionäre gesprochen werden, die für diesen Systemerhalt bereit sind, wieder gegen Russland zu ziehen – vielleicht durchmischt von Rachegedanken. Ich schäme mich und bin entsetzt, wozu das inzwischen führt. Stichwort: Deutsche Panzer an der russischen Grenze.
Mein Großvater und Urgroßvater liegen schon in russischer Erde, wo sie nichts zu suchen hatten.
Es wäre doch tausendmal leichter, ein menschenfeindliches Lebens- und Wirtschaftssystem platt zu machen, anstatt Menschen, Völker und Natur! Was nützt es denn, Gewinne mit allen Mitteln zu erwirtschaften, wenn hinterher keiner mehr da ist, um sich damit etwas zu kaufen??? Das ist doch so dumm!
Am meisten aber erschrecken mich die eingangs erwähnten heutigen Denk- und Verhaltensmuster, erschreckend ähnlich wie vor- und während des Zweiten Weltkriegs. Auch damals glaubte die Mehrzahl – abgesehen von denen, die dieser Mehrzahl in zynischer Bewusstheit die Taschen voll haute – an ihre berechtigten Ansprüche gegenüber anderen Völkern. Sie glaubte an eine Mission, weil sie sich selbst als etwas Besseres zurecht logen. Damals glaubten sie an einen Führer und an das deutsche Wesen, heute an die westlichen Werte und an Demokratie und Marktwirtschaft. Wo ist eigentlich der Unterschied? Ich sehe keinen mehr, zumal das Festhalten an solchen philosophisch zurechtgelegten Hirngespinsten rein gar nichts mit dem zu tun hat, was Leben, Natur, Menschliche Gemeinschaft usw. ausmachen. Aber genau dafür glauben sich Eliten im Recht, Menschen über die Klinge springen lassen zu können. Gerade in Anbetracht der kaltschnäuzig und sogar gegenüber jeder militärischen Logik geopferten 6. Armee bei Stalingrad (300.000! wurde der Ausbruch per Befehl verboten!). Und sie gehorchten diesen Befehlen aus eben dieser systemkonformen Logik heraus, genau so, wie jetzt dieser Systemlogik gehorcht wird … womöglich bis zum finalen Untergang. Wie anders, als Lust auf Selbstmord kann die jetzige Politik der Deutschen und der anderen westlichen Regierungen gedeutet werden, die immer und immer wieder neue Vorwände kreieren, um neue Gefahrenherde ebenso zu erschaffen, wie neue Rüstungen. Gerade jetzt hat Präsident Trump den höchsten Rüstungshaushalt in der Geschichte der USA genehmigt. 700 Mrd. Dollar, also etwa das zehnfache hoher als der russische. Von den Ausgaben der anderen Nato-Staaten ganz zu schweigen. Rein sachlich betrachtet stellt sich die Frage, wer hier eigentlich zur Aggression befähigt ist? Und für wir dämlich hält man Russland, gegen diese Militärmacht angreifen zu wollen? Offenbar trifft auch hier die Weisheit zu: „Was ich selber denk' und tu', das trau' ich andern zu.
Dass sich Russland ebenso auf Stärke stützt, um sich zu erhalten – seit 200 Jahren wurde Russland stets aufs brutalste überfallen, es kam erst infolge dessen nach Mitteleuropa – ist zu verstehen. Doch auch bei ihm zeigt sich die Ausweglosigkeit der Fixierung auf das vorherrschende Lebens- und Wirtschaftssystems. Auch Russland ist bereit, sich notfalls mit einem Menschheitsvernichtungsschlag seiner Haut zu erwehren. Was letztlich ebenso selbstmörderisch ist, wie das Verhalten der Angreifer.
Trotzdem sollte man sich dabei, ganz gleich ob man nun die Russen gut findet oder nicht, doch wenigstens einmal fragen, ob es wenigstens irgendwo verständlich ist, dass dieses Land sich nicht noch einmal so fürchterlich vernichten lassen will, wie im 2. Weltkrieg geschehen … aber an dem, wie es inzwischen versucht wird darzustellen, waren ja die Russen auch selber Schuld ...


Leider wird jeder verlacht, verhöhnt, unauffällig ausgegrenzt und sicherlich mancherorts inzwischen wieder verfolgt – abgesehen von der Gefahr für dessen Lebensfinanzierung – wenn dieser das gegenwärtig vorherrschende wirtschaftliche und politische System als umfassende Lebensweise nicht nur kritisch infrage stellt, sondern es gar noch als Ursache für die gegenwärtig eskalierenden Zerstörungsprozesse benennt und es deshalb als dringend abschaffensnotwendig betrachtet. Aber genau das tue ich hiermit, weil dies das Leben gebietet. Kein Mensch darf für irgendwelche Systeme geopfert werden. Womit sich auch die angeblich demokratischsten verraten, weil sie das in Kauf nehmen, ja, fordern unds vorantreiben. Nicht umsonst sind die sich als demokratischst selbst belobigenden Länder, die militärisch am höchst gerüsteten und von der Art und Weise ihrer Rüstungen, eindeutig auf Aggression und nicht auf Verteidigung ausgerichtet.

Als Mensch, Vater, Ehemann, Sohn und Heiler bleibt mir daher nichts anderes übrig, als die Eliten, die Regierungen der Nationalstaaten, insbesondere aber die der westlichen Nationen, und hier vor allem als so genannter Deutscher die Deutsche Regierung, aus eigenem Bestreben und aus speichelleckerischem Untertanengeist heraus, der bewussten Täuschung und Kriegsvorbereitung anzuklagen – so vermessen das auch klingen mag. Wieder besseren Wissens wird wieder einmal Russland verteufelt und real eingekreist und versucht, es zu zerbrechen. Ich muss kein Prophet sein, um zusagen, dass diese Versuche erst enden werden, wenn entweder die Welt in Trümmern liegt oder dieses gegenwärtige Gesellschaftssystem abgeschafft ist. Und ganz gleich, ob ich das russische politische und wirtschaftliche System gut oder schlecht finde, auch die Russen wollen Leben und haben wie wir das Recht, sich dafür einzusetzen. In diesem Sinne bin ich Russenversteher. Und in Anbetracht ihrer leidvollen Geschichte und besonders der hervorragenden Verantwortwortung Deutschlands für vieles davon – Überfall Napoleons, Überfall im Ersten Weltkrieg, Überfall nach der Oktoberrevolution, Überfall im Zweiten Weltkrieg, Stalins Diktatur, Zusammenbruch der Sowjetunion, Jelzins Westausverkauf – sollte es besonders von deutscher Seite ein wenig mehr Bescheidenheit und Scham geben, statt die große Klappes so voll zu nehmen, wie es deutsche Politiker gerade tun. Somit klage ich all Diejenigen an, die bereits allein in Folge ihrer Volksverhetzung die Gefahr eines Krieges mit Russland in Kauf nehmen. Entweder sie sind saublöd, saukorrupt, sauverbrecherisch oder sauidealistisch, wobei letzteres sich wieder als saublöd beschreiben ließe.
Weil mir allein natürlich die Macht fehlt, eine solche verbrecherische Elite, wie die deutsche Regierung, Wirtschaftsbosse usw. zu entmachten, ihnen in die verbrecherischen Arme zu fallen, rufe ich alle Menschen auf, die sich ein bisschen menschliches Empfinden bewahrt haben, sich dieses unfassbar grausame System einmal unvoreingenommen und bar jeder verinnerlichten Gewohnheit anzuschauen. Dann besteht die Möglichkeit, es gemeinsam abzuschaffen, um unser Überleben zu sichern. Andernfalls zerstört es sich und damit uns alle nicht nur zufälligerweise, sondern es MUSS diese Weltvernichtung vollziehen, weil es nichts anderes kennt, sondern es sein Wesen darstellt: aus Leben mittels Arbeitszeitbemessung, tote Werte zu erschaffen. Und wenn das nicht mehr funktioniert, halt absolute Vernichtung als finale Systemvollendung. Denn, gibt es nichts mehr zu verwerten, weil das System sich selbst die Möglichkeit der Lebensverwertung mittels Arbeit entzieht, darf auch nichts anderes mehr sein. Darin zeigt sich der Absolutheitsanspruch der kapitalistischen Lebensweise, alles, auch das Leben, die Natur, ja die ganze Welt nach ihrem Maßstab zurechtzuformen. Entzieht sie sich dem aber (logischerweise), muss sie lieber vernichtet werden als sich von diesem anmaßendem Wahn zu befreien. Amoklauf Einzelner als Menetekel der jetzigen Menschheit.

Ich gebe zu, dass ich gegenwärtig schwarz sehe, weil es genau für diesen Sachverhalt Null Verständnis gibt. Zu sehr ist uns dieses System verinnerlicht, als dass wir es als unsere eigene Lebensweise, unser eigenes Selbstverständnis noch erkennen würden. Nur die bewusste Entscheidung, es erkennen zu wollen, kann das Grauen dieses Ungeheuers sichtbar machen. Ich weiß nicht, wie das noch gehen soll? Aber ich hoffe, dass es eine Art Lawineneffekt gibt, der sehr vielen Menschen die Schuppen von den Augen rieseln lässt, damit sie endlich diesen Fanatikern dieses Irrsinns das Handwerk legen, wie der Deutschen Regierung aber auch den vielen, unzähligen kleinen Funktionären der Verwertung – wie wir es selbst sind, so lange, wir nicht bereit sind, etwas anderes, menschliches für möglich zu halten und anzustreben. Das setzt Bereitschaft zur Selbstkritik als systemerhaltendes Einzelwesen der gesamten Gesellschaft voraus. Kapitalismus ist ja nicht irgendwo da draußen, auch nicht nur bei den Reichen oder Finanzdienstleistern, sondern Kapitalismus ist jeder von uns, auch ich und Du. Weil es eine verinnerlichte Daseinsweise ist, die sich mit jedem Atemzug, mit jedem Gedanken und jeder Handlung automatisch vollzieht.

Und doch und gerade sdeshalb rufe ich alle auf, hinzuschauen und zu verhindern, von lügenden Dummköpfen ins Verderben geführt zu werden – auch vom eigenen Dummkopf in uns!

Hendrik Heidler©Scheibenberg, am 07.03.2018

Kommentare